Virus H1N1:Fast tausend Fälle von Schweinegrippe

Die Schweinegrippe-Fälle in München steigen nach dem Wettersturz an. Betreuungseinrichtungen für Kleinkinder werden geschlossen.

M. Thurau

Die Zahl der Schweinegrippefälle ist in München deutlich gestiegen. Über das Wochenende sind allein in der Stadt 180 neue Fälle bestätigt worden, teilt das zuständige Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) mit. Insgesamt sind mit dem Stand vom Montag danach in München 988 Fälle aufgetreten, im Landkreis 347.

Die deutliche Steigerung entspreche jedoch dem normalen jahreszeitlichen Verlauf, sagt Klaus Kirchmann, Sprecher des städtischen Kreisverwaltungsreferats (KVR). Nasskaltes Wetter wie nach dem Temperatursturz in der vergangenen Woche sorge nicht nur für einen Anstieg bei den Erkältungskrankheiten, sondern begünstige eben auch die weitere Verbreitung des N/H1N1-Virus, des Erregers der Schweine- oder Neuen Grippe. Von einer Explosion der Fallzahlen könne allerdings keine Rede sein, urteilt das KVR.

Seit dem Schulbeginn Mitte September sind die Fallzahlen nach einem Minimum im Sommer in Bayern wieder angestiegen. Das gilt auch für München: Waren es in den Wochen zuvor 21 und 83 Neuinfizierte, kletterte der Wert in der Stadt in der vorvergangenen Woche auf 268, in der letzten auf 354, das zeigt die Statistik des Landesamtes.

Die Krankheitsverläufe, sagt LGL-Sprecherin Lea Estel, seien nach wie vor in aller Regel milde, in anderen Staaten hätten sich jedoch mit zunehmenden Fallzahlen auch mehr schwere Erkrankungen gezeigt.

Rasant gestiegen ist indes auch die Zahl der Schulen in München, die dem Gesundheitsamt Verdachtsfälle melden. Waren vor gut zwei Wochen noch sechs Einrichtungen betroffen, sind es jetzt an die 60. Es handele sich aber eben nur um Verdachtsfälle, sagt Kirchmann, um Schüler also, die über Grippesymptome klagten.

An wie vielen Schulen sich H1N1-Infektionen tatsächlich bestätigen ließen, erfasst das KVR nicht. Schulen zu schließen, hätten die Behörden bislang allerdings nicht angeordnet, das sei ohnehin "das letzte Mittel", um die Infektionskette zu durchbrechen und so die Ausbreitung der Krankheit zu stoppen. Ebenso wenig hätten die Gesundheitsbehörden verfügt, einzelne Schulklassen vorübergehend nach Hause zu schicken, prophylaktisch allerdings tun dies Direktoren von sich aus, wenn ein Großteil der Schüler krank sind.

Strenger allerdings gehen die Behörden jedoch offenbar bei Betreuungseinrichtungen für Kleinkinder vor, die womöglich stärker gefährdet sind. So habe die Stadt in der letzten Woche eine Krippe und zwei Kindergärten vorübergehend geschlossen, sagt Kirchmann.

Am Dienstag sollen im Übrigen die ersten Chargen des umstrittenen Impfstoffes gegen die Neue Grippe aus dem Dresdener Werk im Freistaat ankommen. Sie gehen an Großhändler in Bayern, die wiederum Apotheken beliefern. Von dort können niedergelassene Ärzte die Vakzine beziehen. Die Impfbereitschaft allerdings gilt als vergleichsweise gering.

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