Vier Kilometer Tunnel:Ude: Express-S-Bahn könnte 2015 fertig sein

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Oberbürgermeister Christian Ude rühmt die Vorteile der Trasse, die lärmgeplagte Anwohner entlasten würde - und erklärt, warum Wohnraum für 10.000 Menschen entstehe.

Berthold Neff

Vor zwei Jahren hatte OB Christian Ude die Express-S-Bahn zum Flughafen präsentiert, um den Transrapid auszubremsen - am Mittwoch nun legte er diesen Plan mit weiteren Details erneut vor, um so schnell wie möglich einen Ersatz für den von der Politik auf Abstellgleis geschobenen Schwebezug zu finden.

(Foto: Grafik: SZ-Grafik)

An Ort und Stelle, am S-Bahnhof Englschalking sowie östlich davon auf dem Gebiet in der Nähe des Steinlagers an der Max-Nadler-Straße, das viel Raum für Wohnbau bieten würde, stellte Ude am Mittwoch zusammen mit Stadtbaurätin Elisabeth Merk die Pläne vor.

Der Tunnel, der die Voraussetzung für das Projekt einer 25 Minuten schnellen Expressverbindung zum Flughafen und das neue Wohngebiet bildet, soll etwa vier Kilometer lang werden - genauso lang wie jener, durch den der Transrapid auf der gesamten innerstädtischen Distanz unterirdisch zwischen Flughafen und Hauptbahnhof geschwebt wäre.

Der breite Eisenbahntunnel zwischen Zamdorf und Johanneskirchen dürfte mit 572 Millionen Euro zwar teurer sein als jener für den Transrapid, birgt aber so viele Vorteile, dass sich nach Udes Überzeugung jeder Euro lohnt. Erstens können darin die gewöhnliche S8 sowie die Express-S-Bahn mit nur drei oder vier Haltestellen durchrauschen, während auf zwei neuen Gleisen der Güterverkehr abgewickelt würde, der bisher den Bewohnern entlang der Strecke den Schlaf raubt.

Bahnübergänge wie jener in Englschalking, wo die Schranke oft mehr als die Hälfte der Zeit unten ist, wären überflüssig. Lärmschutz wäre für die jetzigen und die künftigen Bewohner (es könnte Wohnraum für mehr als 10.000 Menschen entstehen) kaum noch ein Thema. Insgesamt würde das Projekt dem städtischen Gutachten zufolge samt Risikozuschlag nur 860 Millionen Euro kosten, wobei darin die ohnehin anfallenden Kosten für die Erweiterung des Bahnhofs am Flughafen (235 Millionen) eingeschlossen sind.

Anders als beim Transrapid, dem die EU Zuschüsse verweigerte, wäre für dieses Projekt Geld aus Brüssel zu erwarten, weil der gesamteuropäische Güterverkehr davon profitieren würde. Einem Zuschuss des Flughafens (die Rede ist von 100 Millionen Euro) würde Ude anders als beim Transrapid nicht widersprechen. Der Rest würden sich Bund und Land nach dem Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz teilen (Bund 281, Freistaat 187 Millionen Euro).

Optimistisch zeigte sich Ude auch hinsichtlich der zeitlichen Schiene, die darauf angelegt sein muss, dass die Schnellverbindung zum Flughafen spätestens 2018 fertig ist - bei den Olympischen Winterspielen, für die München sich bewerben wird. Ude sagte, wenn Freistaat und Bahn mitzögen, könnte schon im nächsten Jahr die Projektplanung starten, der 2010 das Planfeststellungsverfahren folgen würde.

Da das Projekt den Anliegern nur Vorteile bringe, sei mit zeitraubenden Gerichtsverfahren nicht zur rechnen, so Ude. Mit dem Bau könnte deshalb schon 2012 begonnen werden - und 2015 wäre die Strecke fertig. Ude sagte, nach dem "unfassbaren Versäumnis", keinen "Fall B" für ein etwaiges Transrapid-Aus vorbereitet zu haben, sei die Staatsregierung in der Pflicht, wenigstens jetzt schnell zu handeln.

© SZ vom 03.04.2008 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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