Videobustouren:Der Szenen-Bus

Lesezeit: 2 min

München in der Hauprolle: Ein Videobus klappert die wichtigsten Drehorte der Stadt ab - dabei laufen die passenden Film-Ausschnitte.

Josef Grübl

Sophie Scholl? Gehört natürlich vor die Uni, an den Geschwister-Scholl-Platz. Ingrid Bergman dagegen vor das Orag-Haus. Und der Monaco Franze zwar eigentlich nach Schwabing, in diesem Fall aber vor die Oper. Die Organisatoren der Bustour "Filmstadt München - Das rollende Kino" haben vielen berühmten Filmfiguren dauerhafte Aufenthaltsorte zugeteilt, anderenfalls würden die Bilder auf den Monitoren nicht mehr mit der Fahrtroute übereinstimmen.

Ein neuer Service für Cineasten: Der Kinobus fährt zu Schauplätzen, auf Monitoren spielen dazu die Filmszenen (links "Sophie Scholl - Die letzten Tage"). (Foto: Foto: Heddergott)

Als die "Premiere eines neuen Formats" kündigt Organisator Arne Krasting den circa zweieinhalbstündigen Trip an, der eine ganze Reihe von Münchner Sehenswürdigkeiten ansteuert. Das Besondere dabei ist, dass ausschließlich Straßen und Plätze abgefahren werden, die schon einmal als Drehorte für bekannte Filme dienten. Davon gibt es in München natürlich jede Menge, das "rollende Kino" liefert aber auf eigens installierten Monitoren die passenden Ausschnitte und Anekdoten zu den Produktionen.

So kann man beispielsweise Uwe Ochsenknecht und Heiner Lauterbach dabei bewundern, wie sie im Kinohit "Männer" am Stachus entlang schlendern - während man an eben jenem Schauplatz im Stau steht. Besonders ansehnlich ist das Konzept, das auch schon in Berlin und Hamburg umgesetzt wurde, bei Marc Rothemunds Film "Sophie Scholl - Die letzten Tage": Gleich an mehreren Orten in der Stadt filmte der Regisseur sein Widerstandsdrama, neben dem Lichthof der Universität spielte auch der Justizpalast eine wichtige Rolle - Plätze, die noch genauso aussehen wie damals und die man wunderbar mit dem Bus anfahren kann.

Bei anderen Filmbeispielen muss der Teilnehmer schon mehr Phantasie mitbringen: Einmal kommt der Bus an einem Lokal in der Elisabethstraße vorbei, das Helmut Dietl als Inspiration für seinen Kinoerfolg "Rossini" diente - doch weder drehte der Regisseur hier (er bevorzugte ein Studio in Freimann) noch existiert das als Vorbild dienende "Romagna Antica" heute noch. Das ist insgesamt ein Problem der Tour: Einige Etappen wirken trotz der Filmausschnitte wenig aussagekräftig. So hält sich die Begeisterung in Grenzen, als der Bus an der Rückseite der Residenz vorbeifährt und man auf den Bildschirmen Innenszenen aus "Luther" sieht. Dafür müsste man schon aussteigen und ins berühmte Antiquarium gehen.

Trotzdem zeigt man sich von Veranstalterseite aus zuversichtlich: Der Film-Fernseh-Fonds Bayern und das Kulturreferat haben das Projekt unterstützt - auf diese Weise hofft man, die Filmstadt München wieder attraktiver zu machen. "München spielt die Hauptrolle", lobt Kulturreferent Hans-Georg Küppers das Konzept.

Überprüfen kann man das erstmalig an diesem Samstag: Dann ist das "rollende Kino" für filminteressierte Münchner und ihre Gäste geöffnet. (Reservierungen unter: www.videobustour.de)

© SZ vom 20.11.2008 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: