Versteigerung im Rathaushof:Alles muss raus

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Stadtinformationschef Albert Dietrich ist erfahrener und erfolgreicher Auktionator für ungeliebte Präsente

Interview von Günther Knoll, München

Elvis nach Weihnachten in Münchens guter Stube? Insider wissen, was da los ist. Albert Dietrich, der Chef der Stadtinformation, versteigert im Prunkhof des Rathauses wieder einmal "unbeliebte Weihnachtsgeschenke". So heißt die Aktion zugunsten des Kinderhilfswerks Unicef; und wer da durch Mitbieten und Kaufen Gutes tun will, der kann auch einen Auktionator in Höchstform erleben. Zum 20. Mal wird Dietrich die Aktion moderieren, Dafür hat er extra seine Amtszeit bei der Stadt um ein halbes Jahr verlängert.

SZ: Warum so ehrgeizig, Herr Dietrich?

Albert Dietrich: Weil es mir wichtig ist, Kindern zu helfen. Wenn diesmal noch einmal 20 000 Euro zusammenkommen, dann sind wir bei einer halben Million, die wir für die Unicef sammeln konnten. Außerdem wird es diesmal das zwanzigste Mal sein. Die Leute sind mich schon gewöhnt, und diesmal werde ich mich noch einmal besonders reinhängen.

Was geht denn da so alles über den Auktionstisch?

Die Leute bringen die verrücktesten Sachen von Hush-Puppies in Rosa über Papageien aus Blech, BHs bis zur Statue einer afrikanischen Fruchtbarkeitsgöttin. Das sind ja nicht nur Weihnachtsgeschenke, sondern da ist auch alles dabei, was man so im Urlaub zusammenkaufen kann. Ich sehe die Ware erst , wenn ich sie am Stand aus einer der Sammelkisten hole. Da muss ich mir immer schnell was einfallen lassen, wenn dich diese Stücke anpreise. Du musst halt dann einen Schmarrn erzählen, damit die Laute neugierig werden und kaufen. Aber es ist auch so, dass jeder, der was bringt, bei mir auch etwas kaufen soll, schließlich bekommt er dafür auch Witziges geboten.

Gibt es auch wertvolle Stücke darunter?

Ja, ich habe auch schon handgeschnitzte Moriskentänzer für 500 Mark versteigert. Und früher waren die Münchner Geschäftsleute großzügiger und haben schöne Sachen für die Auktion gespendet. Manchmal sind da auch Sachen dabei, die ich selbst ganz gerne hätte.

Hatten Sie denn schon mal ein Aha-Erlebnis, wenn wieder so ein Stück zu versteigern war?

Da fällt mir spontan der Ude-Elch ein. Das war ein aus Birkenholz gefertigter Elch, den uns der damalige Oberbürgermeister zur Verfügung gestellt hat. Den hab ich drei Mal versteigert. Beim vierten Mal ist ihm ein Bein abgebrochen, und dann ist er bei mir zu Hause im Kachelofen geendet.

Und beim Publikum, sind da auch Stammkunden drunter?

Ja, der Hugo zum Beispiel, der kommt jedesmal und kauft hauptsächlich Elektroartikel. Der hat noch ein Haus in den Abruzzen, und da nimmt er das dann für die Nachbarn mit. Viele Leute bleiben auch die ganze Zeit nur da, um zuzuhören.

Haben Sie denn auch Helfer?

Mein wichtigster Helfer ist immer Elvis, den lass ich spielen, wenn ich da von 11 bis 17 Uhr in der Holzbude stehe und friere. Die Leute hören die Musik und werden dadurch auch in den Hof gelockt. Aber natürlich hilft auch die Prominenz beim Verseigern. Ganz toll waren da zum Beispiel Michaela May und Karl-Heinz Wildmoser. Der hat sogar persönlich seinen Geldbeutel gezückt, wenn ein Kind unbedingt etwas haben wollte, aber selbst nicht genug Geld dafür hatte.

Sie könnten doch künftig auch quasi als Prominenter mithelfen, wenn wieder Geschenke versteigert werden?

Nein jetzt muss Schluss sein, jeder ist ersetzbar. Ich betätige mich dann als Beleuchter bei der Oper, das hab ich früher auch schon gemacht.

Die Versteigerung im Prunkhof des Münchner Rathauses findet vom 4. bis zum 9. Januar 2016 mit Ausnahme des Dreikönigstags, 6. Januar, statt. Aufgerufen wird jeweils zwischen 11 und 17 Uhr.

© SZ vom 29.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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