Versiegelter Boden:Bayern lebt auf Pump

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Der Flächenverbrauch im Freistaat ist nicht allen geheuer

"Betonbayern" vom 10. Dezember:

Dank an die SZ/Christian Sebald für die klar formulierte Botschaft, vor allem aber Dank an den mutigen Fotografen Robert Schlaug, der in klaren, schnörkellosen Bildern die vielerorts vorherrschende traurige Realität auf unseren bayerischen Fluren dokumentiert hat. Und die Ansichten, die so mancher Bürger aus seinem Landkreis hinzufügen könnte, würden mit Sicherheit einen zweiten Bildband füllen. Selbst das idyllische und so beliebte Tegernseer Tal liefert von Jahr zu Jahr weiteres Beweis- und Anschauungsmaterial. Eine Auflistung der Bausünden würde diesen Rahmen sprengen.

"Die Bäume wachsen nicht in den Himmel" - dieser Satz meines Vaters hat sich mir schon als Kind eingeprägt. Für einige Entscheidungsträger in Bayern ist das kein Argument, allen voran für unseren "Heimatminister". Entlang den Autobahnen strebt er mehr Gewerbegebiete an, so wie er es auf einer Chinareise erleben durfte. Die Frage muss aber erlaubt sein: Wo liegen die Grenzen des Wachstums, und kann eine Gemeinde nur mit Versiegelung von Flächen Wohlstand erreichen?

Das Jahr 2015 wurde zum "Jahr des Bodens" erklärt. Aus gutem Grund - unser ehemaliger Bundesumweltminister Klaus Töpfer bringt es in einem Kurzfilm seines Potsdamer Umweltinstituts auf den Punkt: "Wir übersehen ihn, wir treten ihn mit Füßen, dabei brauchen wir ihn wie die Luft zum Atmen. Es gibt kein Leben ohne ihn, er ernährt uns - wir sind für ihn verantwortlich - müssen ihn schützen! In 2000 langen Jahren entstehen nur zehn Zentimeter fruchtbarer Boden, den wir in wenigen Jahren aufbrauchen, unwiederbringlich. Fruchtbarer Boden ist endlich und deshalb unendlich kostbar! Wir leben auf Pump, auf Kosten des Bodens, und heben Geld ab von einem Konto, auf das wir nie einzahlen. Eines Tages wird das Konto leer sein, unser Dispokredit überzogen, der Boden am Ende! Trotz wachsender Weltbevölkerung findet diese Problematik nur selten unsere Aufmerksamkeit oder die der Politiker. Es liegt an uns, die Augen zu öffnen und nicht den Boden unter den Füßen zu verlieren - besonders im Interesse derer, die nach uns kommen." Robert Schlaug hat seinen Beitrag dazu geleistet.

Angela Brogsitter-Finck, Gmund

© SZ vom 15.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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