Verpatzter Auftakt:Provinz und Prominenz

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Filmfest-Chefin Diana Iljine. (Foto: dpa)

Festival-Chefin Diana Iljine steht dieses Jahr in der Kritik

Von Susanne Hermanski, München

In diesem Jahr hatte Diana Iljine schlichtweg keinen guten Start für ihr Festival - das fünfte, seit sie 2011 von Andreas Ströhl den Job als Leiterin übernommen hat. Der Grund: Für die stets als dröge bemäkelte Auftaktveranstaltung hatte sie sich etwas Besonderes ausgedacht, einen Knaller, den Auftritt des Comedian Harry G. Doch der erwies sich als allzu krachledern, beinahe hätte er Iljine mit seinen Zoten über einzelne Größen der Branche um Kopf und Kragen geredet.

Das zweite Schlamassel für Diana Iljine: Nie zuvor bekam sie derart hart - aber ungerecht - vorgehalten, wie "provinziell" ihr Festival sei. "München kann mit Berlin und Cannes nicht mithalten - oh, wie ist das alles peinlich", hieß es gehässig von manchen Kritikern. Dabei hinkt der Vergleich schlimmer als der Glöckner von Notre Dame. Berlin und Cannes sind offiziell gelistete A-Festivals, von denen es weltweit nur 15 gibt. Die haben zehnfache Etats, zum Teil ein halbes Jahrhundert mehr Tradition, große internationale Wettbewerbe, Sponsoren aus der Luxusbranche und eigene Märkte, auf denen weltweite Filmrechte gemakelt werden.

Alles das hat München nicht, kann es nicht haben, weil es pro Land nur ein A-Festival geben darf - und Deutschland hat schon Berlin. München ist ein Publikumsfest. Was hier im Vordergrund steht, ist die Frage: Ist das Programm interessant genug, um trotz Badewetter und Fußball-EM die Leute ins Kino zu locken? Das aber macht Diana Iljine nicht selbst. Dafür hat sie "Programmer", die für ihre Reihen aus dem verfügbaren Markt das fischen, was sie für das Beste halten. Das einzige verhängnisvolle Versprechen, das Diana Iljine bei ihrem Antritt vor fünf Jahren gemacht hat, war, München "mehr Glamour" bescheren zu wollen. Wenn man bedenkt, dass immer mehr Branchenveranstaltungen - wie die Party der traditionsreichen Berliner Ufa - in den vergangenen Jahren dazugekommen sind, hat sie in dem Punkt schon einiges erreicht. Dem Vernehmen nach sucht für 2017 auch noch das Studio Babelsberg nach einer günstigen Lücke im Münchner Festivalkalender. Was aber wirklich fehle, so der Vorwurf, seien wenigstens ein paar Hollywood-Big-Names. Doch den pariert Diana Iljine eigentlich ganz sympathisch: "Den vielen deutschen Stars gegenüber, die hier nach München kommen, finde ich das richtig gemein." Fast so gemein wie Harry G.

© SZ vom 02.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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