Vermisst in Antalya:Fieberhafte Suche nach Münchner Bankchef

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Vor eineinhalb Wochen ist der 57-jährige Münchner Gerhard Simon in der Ferienregion um Antalya spurlos verschwunden. Weil nach seinem Verschwinden mit seiner EC-Karte Geld abgehoben wurde, schließt die Münchner Polizei "ein Gewaltverbrechen nicht mehr aus".

Von Christiane Schlötzer und Stephan Handel

Gerhard Simon und seine Schwester waren am Sonntag, 15. Februar, in Antalya eingetroffen. Am Flughafen wurden sie von Ümit Celik abgeholt. Mit dem jungen Türken hatte Simon zuvor per e-Mail Kontakt aufgenommen. Simons Schwester erinnert sich, dass der junge Mann sehr freundlich und höflich war. Sie schätzt ihn auf etwa 25 Jahre. Die beiden Männer hatten sich angeblich schon im vergangenen Oktober getroffen.

Der Münchner war mit seiner Schwester in Urlaub und wollte mit einem Bekannten von Manavgat nach Izmir fahren. (Foto: Grafik: SZ)

Simon mietete am Flughafen ein Auto, einen Ford Escort. Damit fuhren alle drei nach Manavgat. Das ist ein kleiner, eher unscheinbarer Küstenort zwischen Antalya und Alanya. Berühmt ist der Ort aber wegen der nahen Wasserfälle des Flusses Manavgat, ein Stück landeinwärts. In dem Ort wohnten die beiden deutschen Touristen im Hotel Washington, der türkische Begleiter soll in einem Hotel in der Nähe übernachtet haben.

Am ersten Urlaubstag unternahm man Ausflüge zu dritt. Am zweiten, dem Dienstag, plante Simons Schwester, wie deren Tochter in München erzählt, die berühmten Kalkfelsen von Pamukkale zu besuchen - von Manavgat aus eine vielstündige Fahrt. Gerhard Simon wollte nicht mitfahren. Das Auto blieb bei ihm; er hatte vor, mit seinem Freund nach Izmir fahren. Das ist eine Strecke von rund 500 Kilometern. Deshalb erwartete seine Schwester ihn am nächsten Tag auch noch nicht zurück.

In Izmir habe Ümit Celik, so erzählte er, eine etwa zwei Jahre alte Tochter. Seit dem Aufbruch der beiden mit dem Mietwagen am Dienstag morgen, 17. Februar, fehlt jede Spur. Das türkische Handy von Ümit Celik ist nicht mehr erreichbar. Mit der EC-Karte Simons wurden ab Mittwoch, 18. Februar, verschiedene, auch kleine Beträge, abgehoben. Bis die Karte am 23. gesperrt wurde, waren insgesamt 2000 Euro verschwunden.

Danach gab es nach Erkenntnissen der Münchner Polizei "zahlreiche weitere Abhebe-Versuche, alle in der West-Türkei". Für EC-Karten-Abhebungen am Bankautomat ist auch in der Türkei eine Geheimnummer nötig.

Zwei weitere Konto-Karten sperrte Gerhard Simons Schwester bei ihrer Abreise in den Hotelsafe, in der Hoffnung, ihr Bruder werde noch zurückkehren und brauche dann vielleicht Geld. Die Schwester hat Ümit Celik in den ersten Urlaubstagen fotografiert, die Fotos wurden der türkischen Polizei zur Verfügung gestellt. Die Polizei in Antalya hat die Fahndung eingeleitet, gibt aber keine näheren Auskünfte.

Simons Nichte in München sagte der SZ, ihr Onkel sei viel gereist, und er sei auch sehr zuverlässig. Sie könne sich nicht vorstellen, dass er "einfach wegbleibt, ohne sich zu melden, zumal er auch wusste, dass seine Schwester auf ihn wartet".

Gerhard Simon ist ledig, Filialleiter einer Bank in München und wohnt in Schwabing. Seine Nichte sagt, er sei aber nicht vermögend und habe auch nicht den Eindruck erweckt, reich zu sein. Die Strecke von Manavgat bis zum Touristenzentrum Antalya ist eine viel befahrene Schnellstraße. Danach geht die Straße nach Izmir direkt an der Küste entlang, die Landschaft wird bergig. Auch diese Strecke ist gut ausgebaut und landschaftlich sehr reizvoll.

Mittlerweile ist auch das Auswärtige Amt in Berlin informiert. "Der Fall ist hier bekannt", sagte ein Sprecher. "Das deutsche Konsulat in Antalya ist eingeschaltet und arbeitet mit den türkischen Behörden zusammen." Gegenwärtig werde noch in alle Richtungen ermittelt. Die deutsche Polizei bemüht sich um eine Gerichtsbeschluss, um die von Simons Handy aus angewählten Telefonnummern zu überprüfen. Die türkische Polizei sucht intensiv nach dem Mietwagen und will ebenfalls die Handyverbindungen checken.

Davon erhofft man sich eher eine Spur als von der Suche im Gelände, die Monate dauern könnte. Sorgen machen den Ermittlern in erster Linie die Geld-Abhebungen: "Das spricht schon eine andere Sprache und deutet auf ein Kapitalverbrechen hin."

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