Vermisst:Das mysteriöse Verschwinden des Doktoranden

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Die Suchanzeigen hängen im ganzen Stadtzentrum: Am Faschingsdienstag ist ein 27-Jähriger mitten in München spurlos verschwunden. Die Polizei hat deshalb jetzt die Rechen des Eisbachs geprüft - ergebnislos.

Susi Wimmer

Gut drei Wochen sind vergangen. Drei Wochen ohne ein Lebenszeichen von Mathias Kramer. Der 27-jährige Doktorand am Max-Planck-Institut für Biochemie ist seit Faschingsdienstag, 20. Februar, spurlos verschwunden. Die Polizei will eine Straftat zwar nicht ausschließen, sie geht aber immer mehr von einem Unglücksfall aus: Mathias Kramer hatte an dem Abend einiges getrunken, sein Handy wurde zuletzt am südlichen Ende des Englischen Gartens geortet, wo der Eisbach einfließt.

Mit diesen Anzeigen suchen die Kollegen des Vermissten nach ihm. (Foto: Foto: Haas)

Dort könnte der junge Mann versehentlich ins Wasser gerutscht und ertrunken sein. Beim Absuchen des Rechens am Isarkanal am Montag wurde allerdings nichts gefunden.

Der Hilferuf ist mit roten Klebestreifen an einem Pfosten am Marienplatz plakatiert: Mittels Zettel und Fotos bittet das Max-Planck-Institut um Hinweise auf den verschwundenen Kollegen. Mathias Kramer arbeitete seit gut drei Monaten als Doktorand an dem Martinsrieder Institut, ,,sein persönliches Umfeld hatte er aber in Hamburg, wo er herkam'', sagt Polizeisprecher Andreas Ruch. Der 27-Jährige werde als ruhiger und zuverlässiger Typ beschrieben.

Die Jacke blieb hängen

Am Faschingsdienstag war Kramer mit Kollegen verabredet: Zu fünft trafen sie sich schon am Vormittag im Café Glockenspiel und zogen weiter zum Viktualienmarkt. Dort waren sie im dicht gedrängten Faschingstreiben mit weiteren Freunden verabredet. So zog die Gruppe von etwa zehn Männern durch die Innenstadt, zerstreute sich - und gegen Abend traf man sich im ,,Klenze 17'' wieder, in der Nähe des Gärtnerplatzes.

Allerdings war das Lokal gegen 19 Uhr so proppenvoll, dass Mathias Kramer und sein Kollege kein Bier mehr ergattern konnten, und so gingen sie nach draußen auf die Straße. Der Kollege verabschiedete sich, und Kramer wollte nochmal ins Lokal zurück, weil er seine Jacke vergessen hatte.

Was dann geschah, ist ein Rätsel. Die Polizei weiß nur, dass Kramer die Jacke im Lokal hängen ließ. Und dass sein Handy zuletzt am südlichen Ende des Englischen Gartens geortet wurde. Vielleicht hatte sich Kramer zu Fuß auf den Heimweg zu seiner Wohnung in der Schwabinger Friedrichstraße gemacht. Vielleicht hat er sich am Eisbach hingesetzt, ist eingeschlafen oder ausgerutscht und dann ins Wasser gestürzt. Oder er ist doch Opfer einer Straftat geworden? ,,Es ist alles offen'', sagt Andreas Ruch. Allerdings habe die Polizei keinerlei Hinweise auf eine Straftat oder ein bewusstes Verschwinden gefunden.

Am Montag rückte die Polizei in Oberföhring an und suchte den Rechen am Isarkanal ab, in den der Eisbach mündet. Ohne Erfolg. Alle Suchmaßnahmen der Polizei sind jetzt abgeschlossen. Mathias Kramer bleibt vermisst. Er ist einer von insgesamt 20 Menschen, die seit Herbst 2006 im Bereich des Polizeipräsidiums München spurlos verschwunden sind.

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