Vermeidung von Abfall:Geschenke aus Müll

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Auf Initiative des Abfallwirtschaftsbetriebs können Münchner im Rathaus Weihnachtsdeko und Präsente basteln

Von Melanie Staudinger

Eine Tüte hat es von München bis nach Rom unter den Weihnachtsbaum geschafft. Diese Geschichte erzählt Hermine Hils besonders gerne. Seit Jahren schon engagiert sich die Rentnerin als ehrenamtliche Abfallberaterin, und fast genauso lange schon bastelt sie in der Adventszeit im Rathaus mit fremden Menschen Weihnachtsdekoration aus Müll. Freilich nicht aus Hausmüll oder Bio-Abfällen, das würde sich kaum jemand ins Wohnzimmer stellen. Hermine Hils und ihre Kollegin Elisabeth Fahlbusch haben sich auf alte Kalenderblätter spezialisiert. Daraus zaubern sie Sterne, CD-Hüllen, kleine Weihnachtsbäume, ein Hemd mit Krawatte (eignet sich als Verpackung für Theaterkarten) und Geschenktüten in allen möglichen Größen. Letztere haben es besagtem Römer besonders angetan, der eigentlich den Christkindlmarkt anschauen wollte. "Er ist spontan geblieben und hat mitgebastelt", erzählt Hermine Hils.

Tiere, Landschaften, Blumen, Reproduktionen bekannter Meisterwerke - all diese Motive finden sich in den bunten, übergroßen Kalendern, die Apotheken, Verlage und Firmen in diesen Tagen wieder im großen Stil an ihre Kunden verteilen und von denen wahrscheinlich ein Großteil in der Papiertonne landet. Genau dagegen wendet sich die Aktion des Abfallwirtschaftsbetriebs München (AWM): Die Münchner Entsorgungsspezialisten wollen die Bürger sensibilisieren. Denn auch in einer Zeit, in der selbst Bananen wie selbstverständlich in Plastiktüten über den Ladentisch gehen, lässt sich Müll vermeiden. Etwa indem man mit alten Kalenderblättern bastelt.

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(Foto: Stephan Rumpf)

Der Abfallwirtschaftsbetrieb will mit der Aktion sensibilisieren, wie man Müll vermeiden kann.

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(Foto: Stephan Rumpf)

Sie zeigen, was man aus Müll alles machen kann: einen Schmetterling zum Beispiel oder...

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(Foto: Stephan Rumpf)

....eine Geschenktüte.

Hermine Hils und Elisabeth Fahlbusch haben sich im hinteren Teil der Stadtinformation im Rathaus am Marienplatz eingerichtet. Giraffen aus Kalendern liegen hier wild durcheinander mit Blumenarrangements, Pferden und Fotografien wilder und manchmal gar melancholischer Szenerien. Gegenüber haben drei Damen Platz genommen. Eine von ihnen studiert noch die eigens vom AWM in Papierform herausgegebene Bastelanleitung für kreative Geschenkverpackungen und Dekorationsartikel aus Altpapier mit dem Titel "Aus Alt mach Neu". Die anderen beiden schneiden, kleben und vergleichen ihre Werke bereits fleißig mit den Vorlagen. Die Abfallberaterinnen geben Tipps - wie der Klebstoff besser hält (lieber keinen flüssigen verwenden), welche Motive am besten passen. Auch in diesem Jahr sehr begehrt: die Geschenktüte.

Der AWM will aber nicht nur mit dem Basteln für Müllvermeidung werben, sagt Günther Langer. Der Büroleiter der AWM-Chefs zählt gleich eine ganze Reihe von Aktionen auf: der Internetflohmarkt auf der Seite des AWM, die Jutebeutel, die seit 25 Jahren verteilt werden, die Second-Hand-Plattform, Reparaturangebote, das Müllvermeidungslexikon. Und natürlich der Gebrauchtwarenmarkt in der Halle 2, in der der Müllentsorger gut erhaltene Dinge verkauft, die von den Münchnern auf den Wertstoffhöfen abgegeben wurden, fügt Pressesprecherin Evi Thiermann hinzu. Im kommenden Jahr ist zudem eine große Werbeaktion geplant. Ein bisschen erstaunlich ist das schon: Schließlich verdient der AWM mit Müllverbrennung Geld. Warum also Müll vermeiden? Als kommunaler, gebührenfinanzierter Betrieb sei man dem Gemeinwohl verpflichtet, nicht irgendwelchen Aktionären, sagt Büroleiter Langer. Der AWM müsse sich nicht am Gewinn orientieren - und so kann er sich anders als Privatfirmen auch in der Bildungsarbeit engagieren.

Die Bastelaktion in der Stadt-Information im Rathaus findet diese Woche statt von Mittwoch bis Freitag jeweils von 9.30 bis 19.30 Uhr und am Samstag von 10 bis 16 Uhr.

© SZ vom 14.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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