Verkehrsbilanz 2005:Erfolg in Sachen Sicherheit

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Die Zahl der Toten auf den Straßen sinkt auf historischen Tiefstand - auch weniger Alkohol- und Drogenfahrten.

Susi Wimmer

Mit Hilfe von Statistiken lässt sich heutzutage so einiges berechnen. Zum Beispiel, dass sich in München hauptsächlich donnerstags um 17 Uhr Unfälle mit verletzten Personen ereignen. Oder dass mehr als 30 000 Verkehrsteilnehmer in einem Jahr in der Landeshauptstadt mit einem Handy am Ohr erwischt und mit 40 Euro und einem Punkt in Flensburg bestraft wurden.

Auf eins allerdings ist Münchens oberster Verkehrsexperte besonders stolz: "Die Zahl der Verkehrstoten ist drastisch gesunken; auch Alkohol- und Drogenfahrten sind rückläufig", sagt Polizeidirektor Hans Jürgen Notka. Er spricht bei seinem Verkehrsbericht 2005 "vom erfolgreichsten Jahr der Münchner Polizei in Sachen Sicherheit". Etwas Sorgen machen Notka lediglich die Senioren.

Die Erfolgsbilanz kann sich sehen lassen: Zwar hat sich die Zahl der Verkehrsunfälle in den vergangenen vier Jahren im Präsidiumsbereich bei etwa 48 000 eingependelt, allerdings sind die Unfälle mit Verletzten leicht rückläufig. 2005 registrierte man 6355 Unfälle mit Personenschaden, vor vier Jahren beispielsweise waren es noch 7445.

"Natürlich spielen da mehrere Faktoren eine Rolle", erklärt Notka. Zum Beispiel bessere Straßen, ausgefeiltere Sicherheitssysteme in den Autos oder Rettungskräfte, die immer schneller mit immer moderneren Mitteln helfen können. Besonders bei der Anzahl der Verkehrstoten mache sich dies bemerkbar.

137.000 Alkoholtests

Mit 17 Getöteten hat die Stadt München einen historischen Tiefstand erreicht. Zum Vergleich: 1972 starben 258 Menschen im Straßenverkehr, 1999 waren es 33. "Und das bei einer steigenden Zahl von Kfz-Zulassungen in der Landeshauptstadt." Mehr als 795 000 Menschen in München fahren Auto.

Unfälle werden von der Polizei nicht nur aufgenommen, sondern auch akribisch erforscht: Warum und wann hat es gekracht, wie alt waren die Beteiligten, waren Alkohol oder Drogen im Spiel, und natürlich: was war die Unfallursache? Diese Fragen sind wichtig, um etwaige Unfallschwerpunkte ausfindig zu machen oder um wirksame Maßnahmen zu ergreifen.

Unfälle unter Alkohleinfluss beispielsweise sind präsidiumsweit um 6,9 Prozent auf 725 zurückgegangen, ebenso die Drogenunfälle um sogar fast 38 Prozent auf 63. Dass die Polizei da knallhart kontrolliert "hat sich halt rumgesprochen", meint der Leiter der Abteilung Verkehr am Polizeipräsidium München. Allein im Jahr 2005 mussten 137 000 Verkehrsteilnehmer in den Alkomaten blasen.

Natürlich sind mit 46 Prozent die Autofahrer hauptsächlich an Unfällen mit Verletzten beteiligt, gefolgt von den Radfahrern (27 Prozent), Fußgängern (12 Prozent) und den Motorrädern (10 Prozent). Ein Problem sieht Polizeidirektor Notka allerdings bei den Senioren: Sie sind bei den Verletzten sowie bei den Getöteten als Fußgänger und Radfahrer überproportional vertreten.

"Nachlassendes Reaktions-, Seh- und Hörvermögen lassen sich in Risikosituationen auch nicht mehr mit der Erfahrung ausgleichen", meint er. "Rein demographisch betrachtet, wird uns dieses Problem in Zukunft immer mehr beschäftigen." Zudem schätzt Notka die Möglichkeiten der Polizei, hier zu handeln, als äußerst begrenzt ein, "weil wir dann viel zu sehr in die Persönlichkeitsrechte der Senioren eingreifen müssten."

Tempo, Alkohol, Fußgänger, Radfahrer und Unfallfluchten: Diese fünf Bereiche will die Polizei auch in diesem Jahr besonders im Auge behalten. Ansonsten hoffe man auf Rücksicht untereinander und in schwierigen Verkehrssituationen "auf die sprichwörtlich bayerische Gelassenheit".

© SZ vom 27.03.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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