Vereinsleben:Ohne Moos nix los

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Den Sportvereinen im Landkreis Freising fehlen die Großsponsoren. Talente werden abgeworben.

Von Johann Kirchberger

Ringen ist in der Sportszene des Landkreises eine feste Größe. Der SV Siegfried war in den vergangenen 40 Jahren fast ständig in der ersten und zweiten Bundesliga zu Gange, und auch die SpVgg Freising mischte einst im Oberhaus mit. Ihre erfolgreichste Phase hatte sie in der Saison 1977/78, als die Nachbarn aus Hallbergmoos überflügelt und Platz drei bei den deutschen Meisterschaften erreicht wurde. Ringen gehört im Kreis neben Fußball, Handball, Volleyball und Basketball zu den populären Sportarten. Und für alle gilt: Ohne Moos nix los. Ohne Großsponsoren schaffen es die Vereine nicht in höhere Ligen, die Zuschauer bleiben aus und die großen Talente werden von finanzstarken Klubs abgeworben.

Eine Ausnahme bilden die Base- und Softballspieler, die als "Grizzlies" dem BC Attaching angeschlossen sind. Die spielen mit den Frauen in der ersten, mit den Männern in der zweiten Bundesliga und erfreuen sich großen Zulaufs. Aber im Baseball müssen noch keine großen Summen aufgebracht werden, um die Aktiven bei der Stange zu halten. Bei den Ringern sieht das anders aus. Der SV Siegfried Hallbergmoos lebte lange von seiner hervorragenden Jugendarbeit. Aber als die Konkurrenten immer mehr Spitzenringer aus dem Ausland verpflichtet haben, genügte das nicht mehr. Aus ganz Europa haben dann auch die Hallbergmooser ihre Leute zu den Kämpfen einfliegen lassen, dadurch ging die Identifikation verloren und schließlich ging auch noch das Geld aus.

Die großen Erfolge liegen Jahre zurück und sind schwer zu wiederholen

Steuerschulden häuften sich an, und als die Insolvenz drohte, musste die vereinseigene Halle verkauft werden. 2013 ging man freiwillig in die vierte Liga, mittlerweile ist man aber schon wieder ganz oben. Um vielleicht mal wieder deutscher Vizemeister zu werden wie 2006, wird es aber wohl auch künftig nicht reichen.

US-Boy Emmett Thomas (Mitte) war beim Höhenflug der Freisinger Basketballer in der 1.Regionalliga dabei. (Foto: Marco Einfeldt)

Bei der Sportvereinigung Freising begann vor gut 40 Jahren ein ungeahnter Höhenflug der Ringer. Rudi Wagner und Sepp Haltenberger waren die Macher hinter den Kulissen, holten starke Athleten aus der Umgebung, aus dem Iran und aus der Türkei. Das Zuschauerinteresse war immens, einmal waren gegen den KSV Aalen sogar 1700 Besucher in der Luitpoldhalle. Doch das reichte nicht, um die teure Staffel zu finanzieren. Die Erfolge waren mit Fremdmitteln erkauft worden und schließlich erfolgte 1980 der Abstieg. Viele Jahre lang musste die SpVgg die Schulden abstottern und weiter, als in die Oberliga hat sie es nie mehr geschafft.

Die Volleyballer hatten ihre Blütezeit 1972, als sowohl der TSV Jahn als auch der Sportclub in der Olympialiga aktiv waren. Doch die besten Spieler konnten nicht gehalten werden. Derzeit spielen die Volleyballer des SC in der Regionalliga. Auch die Handballer setzten immer wieder mal zu einem Höhenflug an. Walter Schuhbauer versuchte alles, um seine Mannschaften voranzubringen. Ohne dauerhaften Erfolg. Die Frauen, die nun wie die Männer eine Spielgemeinschaft mit Neufahrn bilden, konnten heuer den Abstieg aus der Bayernliga nicht verhindern.

Applaus, Applaus: Vorsitzender Michael Prill und seine Hallbergmooser Ringer sind zurück in Liga eins. (Foto: Marco Einfeldt)

Die Basketballer, die beim TSV Jahn angesiedelt sind, scheiterten 2005 an ihrem damaligen Vorsitzenden Anton Dötterbeck. Er hatte mit Leistungssport nie viel am Hut, und als Abteilungsleiter Ernst Berg zwei US-Amerikaner verpflichtete, um in der 1. Regionalliga mithalten zu können, fand er ein Haar in der Suppe. Wegen zu hoher Fahrtkostenabrechnungen einiger Spieler schasste er Berg - und der Höhenflug der Basketballer war vorbei.

Bleibt der Fußball. Der Sportclub kickte in den Siebzigerjahren in der Landesliga; danach dümpelte er ebenso wie der FC Eintracht zwischen der A-Klasse und der Bezirksliga dahin. Georg Schwarz war es, der unermüdlich eine Fusion der beiden Klubs einforderte, aus der 1997 dann der SC Eintracht Freising hervorging, der über die Bezirksoberliga in die Landesliga aufstieg. Dort kickt der Verein noch immer, kann sich aber nur wegen seiner hervorragenden Jugendarbeit halten.

Der TSV Eching bangt gerade um den Klassenerhalt in der Landesliga. Mit Wehmut erinnert man sich an die großen Erfolge, die den TSV bis in die Bayernliga brachten, in der damals auch der TSV 1860 spielte. Und noch heute bekommen die Echinger Funktionäre feuchte Augen, wenn sie sich erinnern, wie ihre Zebras 1984 im Olympiastadion vor 7500 Zuschauern gegen die Löwen spielten. 2009 stellte sich dann heraus, dass die Erfolge mit Schulden erkauft wurden, die Insolvenz konnte gerade noch abgewendet werden. Als Anton Plattner, der Bayernligatrainer der Echinger, nach Hallbergmoos wechselte, ging es auch da voran. Der VfB stürmte von der Kreisliga bis in die Landesliga und wurde zweimal Dritter. Trotz teurer Neuverpflichtungen steht der TSV derzeit nur im Mittelfeld und hofft auf die nächste Saison. Die Voraussetzungen für den Erfolg stimmen: Im Söldnermoos hat man viel Moos.

© SZ vom 06.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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