Verdorbene Lebensmittel:Stadt muss das Gammelfleisch entsorgen

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Weil das Kühlhaus Bruner in Johanneskirchen pleite ist, ist eine Tiefgefrierzelle wegen mangelnder Wartung bereits kaputt - die Vernichtung kostet 400000 Euro.

Berthold Neff

Der Gammelfleischskandal im Kühlhaus der Firma Bruner kommt die Stadt teuer zu stehen. Weil der Nachlass des Inhabers überschuldet ist und sich die Erben weigern, die Entsorgung der etwa tausend Tonnen Gefriergut zu übernehmen, muss die Stadt fast 400000 Euro zahlen, um das Fleisch aus dem abgeschalteten Kühlhaus zu schaffen und zu entsorgen.

Lastwagen vor dem Kühlhaus Johanneskirchen. (Foto: Foto: SZ/Hess)

Weil die Kühlanlage an der Musenbergstraße in Johanneskirchen nicht mehr gewartet wurde, fiel sie für eine Kühlzelle mit 300 Tonnen Lebensmitteln schon in der vorigen Woche aus. Die Temperatur hat mittlerweile den Gefrierpunkt überschritten, so dass etwa 300 Tonnen Lebensmittel bereits aufgetaut sind. Sie könnten in Fäulnis und Verwesung übergehen und zur Gesundheitsgefahr für die Anlieger werden.

Um dies zu verhindern, stellte OB Christian Ude in der vergangenen Woche auf dem Weg der Dringlichen Anordnung 393250 Euro bereit, damit die nicht mehr verkehrsfähigen Lebensmittel so schnell wie möglich entsorgt werden können.

Das Kreisverwaltungsreferat, dessen Lebensmittelkontrolleure den Gammelfleischskandal nach einem anonymen Hinweis Ende August aufgedeckt hatten, muss nun die Waren fachgerecht entsorgen. Da sowohl die Erben des Kühlhausbetreibers, der sich am 6. September das Leben nahm, als auch die übrigen Eigentümer der Lebensmittel die Übernahme der Entsorgungskosten ablehnen, springt nun zunächst die Stadt ein.

Danach werden die städtischen Juristen versuchen, das Geld im Rahmen der Insolvenzverwaltung oder bei der Auseinandersetzung des Nachlasses wieder einzutreiben - etwa auch durch Eintrag einer Zwangshypothek auf das Grundstück.

30 LKW-Ladungen voller Lebensmittel

Nachdem der Fäulnis- und Verwesungsprozess in den Räumen im Tiefgeschoss, in denen die Kühlanlage ausgefallen ist, bereits eingesetzt hat, müssen die 300 Tonnen Lebensmittel - das entspricht 30 Lkw-Ladungen - so schnell wie möglich entsorgt werden. Weil die Beseitigung einer Tonne solchen Abfalls in der höchsten Entsorgungsstufe etwa 275 Euro kosten, fallen allein dafür rund 82500 Euro an.

Doch müssen auch die anderen tausend Tonnen in den drei restlichen Kühlzellen vernichtet werden. Ein Sachverständiger hatte entschieden, dass die Kühlanlage aus Sicherheitsgründen nur noch bis zum vergangenen Freitag laufen durfte. Auch das in der Anlage zirkulierende Ammoniak muss sachgerecht entsorgt werden.

Die Zeit für die Entsorgung wird auch deshalb knapp, weil demnächst der Strom für das Kühlhaus abgestellt wird. Ohne Strom könnten aber weder die Aufzüge noch die elektrischen Gabelstapler betrieben werden, ohne die es äußerst aufwendig wäre, die Waren aus dem Tiefgeschoss nach oben zu transportieren.

In der Sitzung des Kreisverwaltungsausschusses wird KVR-Chef Wilfried Blume-Beyerle den Stadtrat über die bereits angelaufene Entsorgung informieren und auch erläutern, wie die Stadt vorgehen wird, um die anfallenden Kosten erstattet zu bekommen.

Der Gammelfleischskandal im Kühlhaus Bruner hatte Anfang September bundesweit Wellen geschlagen. Die Kontrolleure hatten tiefgefrorenes Dönerfleisch mit Spuren von Frostbrand gefunden und es als "grünlich, ekelerregend, ranzig, muffig, alt und fremdartig" beschrieben.

Außerdem stellten die Lebensmittelüberwacher fest, dass der Kühlhausbetreiber Ware mehrmals umetikettiert hatte. Nachdem sich herausstellte, dass die (staatlichen) Kontrollen des Kühlhauses zu lax waren, wurde der Leiter des staatlichen Veterinäramts München seines Postens enthoben.

© SZ vom 24.10.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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