Verbot:Aufstand der Nackten

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FKK-Badegäste am Feringasee wollen sich nicht anziehen

Von Christina Hertel

Ohne Trillerpfeife legt sich Eduard Fahmüller seit kurzem nicht mehr an den Feringasee in Unterföhring. Mit der Pfeife warnt er Freunde und Bekannte. Und sie tun das gleiche für ihn, wenn sie bemerken, dass sich in der Ferne zwei Männer in orangefarbenen Warnwesten nähern - Mitarbeiter eines Sicherheitsdiensts, die den Feringasee kontrollieren und die mit Fahmüller und seinen Bekannten ein Problem haben. Denn die Männer und Frauen liegen nackt auf der Wiese. Am Unterföhringer See gibt es auf der Halbinsel einen offiziellen FKK-Bereich. Aber auch in der Nähe der Surfschule am Nordostufer halten sich Nacktbadende auf. Das sei schon immer so gewesen, sagt Fahmüller, 55, seit mehr als 30 Jahren Badegast am Feringasee. "Bis vor kurzem war es total entspannt da." Nackte und Bekleidete hätten harmonisch in der Sonne gelegen - bis die Kontrolleure kamen. "Die haben die Leute regelrecht zusammengepfiffen", sagt Fahmüller. Es habe Platzverweise gegeben, einige Male sei sogar die Polizei gekommen. Selbst austricksen ließen sich die Ordner nicht: "Die verstecken sich hinter den Büschen und schauen, ob man sich wieder auszieht."

Auch Elisabeth Fabricius, eine 68 Jahre alte Rentnerin aus Bogenhausen, sagt: Die "königlich bayerische Ruhe", die immer am See herrschte, sei gestört. Dabei weiß Farbicius, dass sie und ihre Bekannten streng genommen gegen die Regeln verstoßen: Vor vier Jahren erließ die Gemeinde Unterföhring eine Verordnung, die das Nacktbaden außerhalb des offiziellen FKK-Bereichs am Feringasee verbietet. Aber Verordnung hin oder her - es sei ein ungeschriebenes Gesetz gewesen, dass speziell an dieser Stelle alle so baden konnten, wie sie wollten. "Wir kennen uns ja alle. Da begrüßt man sich mit einem Servus. Und dann legt sich jeder auf seinen Stammplatz." Weil der ganze Ärger zu groß wurde, seien etwa 80 Leute zu anderen Seen abgewandert, schätzt Fahmüller.

Beauftragt wird der Sicherheitsdienst vom Münchner Landratsamt. Dort wundern sich die Verantwortlichen über die Aufregung. Schließlich würden die Nacktbadenden diesen Bereich seit Jahren illegal nutzen, und der Wachdienst sei dort ebenfalls schon lange unterwegs. So wie an allen anderen Seen im Landkreis achte dieser darauf, dass die geltenden Vorschriften eingehalten würden, sagt Pressesprecherin Christina Walzner. Nackt zu baden, wo es nicht erlaubt ist, sei nun mal als Ordnungswidrigkeit einzustufen. "Es gehört daher zu den Aufgaben von Polizei und Wachdienst, die betroffenen Personen zur Einhaltung der Bestimmungen anzuhalten."

Bleibt die Frage, warum die FKKler nicht einfach dort baden, wo es erlaubt ist - nämlich auf der Halbinsel am See. "Weil es dort ein Spanner-Problem gibt", sagt Fahmüller. Sogar Menschen, die Nackte fotografieren, seien dort unterwegs. Tatsächlich beschwerten sich Nacktbadende vor mehr als zwei Jahren über Spanner. Daraufhin wurde eine Art Schleuse mit Hinweisen in mehreren Sprachen eingerichtet. Für Rentnerin Farbicius kommt es trotzdem nicht in Frage, sich dort niederzulassen. "Wieso kann man so ein friedliches Miteinander nicht einfach so lassen, wie es war?", fragt sie.

© SZ vom 31.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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