Veranstaltungsräume:Haus für Schüler gesucht

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Viktoria Rösch und Ozan Aykaç vom "Münchner Haus der Schüler*innen" hatten auf eine Etage im ehemaligen VHS-Haus gehofft. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Jugendinitiativen hoffen, eine geeignete Immobilie zu finden

Von Melanie Staudinger

Gesucht wird: eine Immobilie mit 450 Quadratmetern, in der ein Haus für Schüler untergebracht werden kann. Es sollte relativ zentrumsnah sein und gut erreichbar mit den öffentlichen Verkehrsmitteln, damit Jugendliche einfach und ohne große Mehrkosten hinkommen können. Die Nachbarn sollten nichts dagegen haben, wenn sich dort junge Leute treffen. Zu laut wird es aber nicht werden, weil nicht das Partymachen im Vordergrund steht, sondern die politische Diskussion, das gesellschaftliche Engagement. Wichtigste Voraussetzung: Der Vermieter braucht Geduld und einen langen Atem.

Würde es ein Immobiliengesuch für das geplante Haus für Schüler geben, könnte sie in etwa so lauten. Seit 2011 schon kämpfen Jugendinitiativen und Organisationen, die bisher an verschiedenen Standorten untergebracht sind. In München fehle ein Ort, an dem junge Menschen zusammenkommen könnten. Schulen werden abends zugesperrt, regelmäßige Treffen in Cafés könnten sich viele nicht leisten. In einem Haus für Schüler aber hätten alle Platz, engagierte Einzelpersonen ebenso wie ganze Initiativen oder Schülermitverwaltungen. Es gäbe genug Lagerfläche, ausreichend Raum für Besprechungen und zum inhaltlichen Arbeiten.

Im Wahlkampf vor der Kommunalwahl 2014 sprach sich der jetzige Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) für die Einrichtung aus. Im Jahr 2015 gab der Bildungsausschuss 84 000 Euro für die Ersteinrichtung frei. Auf bis zu 144 000 Euro dürfen sich laut Beschluss Miete und Betriebskosten im Jahr belaufen. Prominente Unterstützer sind also ebenso vorhanden wie eine Finanzierungszusage. Nur die Immobilie, die fehlt bis heute. "Die Sache ist verworren", sagt Mitorganisatorin Viktoria Rösch vom Trägerverein "Münchner Haus der Schüler*innen", der sich für das Projekt einsetzt. Denn eigentlich gab es schon ein Gebäude, das die Initiatoren selbst im Sommer vergangenen Jahres aufgetrieben hatten. An der Lindwurmstraße nämlich ist die Münchner Volkshochschule aus ihrem Haus ausgezogen. Das wäre zentral und gut erreichbar gewesen, also eigentlich ideal. Der Haken: Mit ungefähr 3600 Quadratmetern war es schlicht zu groß. "Wir haben uns dann überlegt, mit wem wir das Gebäude zusammen nutzen konnten", erzählt Rösch.

Schnell sind Mitstreiter gefunden worden, Makler und Vermieter haben ihre Zustimmung signalisiert, erste Raumkonzepte wurden entworfen. Nur aus der Stadtverwaltung kam keine Rückmeldung. Ende April war die Sache dann vom Tisch, der Vermieter konnte nicht mehr länger warten. Die Suche ging also von vorne los. "Wir sind ein bisschen ratlos, eigentlich sind die Zusagen da, die Politik hat unser Projekt beschlossen", sagt Rösch. Dennoch sind mittlerweile sechs Jahre vergangen und es gibt noch immer kein Haus für Schüler.

Das städtische Bildungsreferat kann ebenfalls keine Neuigkeiten berichten. Das Kommunalreferat sei beauftragt, einen Standort zu finden, sagt eine Sprecherin. Gefunden aber habe es noch keinen. Die Münchner Schüler, Studenten und Absolventen (manche haben mittlerweile ihr Studium oder ihre Ausbildung abgeschlossen) wollen jedenfalls weiter für ihr Projekt kämpfen. Sie hoffen, dass sie vielleicht doch noch eine geeignete Immobilie auftreiben können - und einen Vermieter mit langem Atem, der die Entscheidungswege abwarten kann.

© SZ vom 10.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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