Unrentabel:Der Spaß ist vorbei

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Hier parken keine Badegäste mehr, das Alpamare hat längst zu. (Foto: Manfred Neubauer)

Schließung statt Sanierung: Seit 2015 liegt das Alpamare-Gelände in Bad Tölz brach

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Am letzten Tag waren noch einmal gut 2000 Leute da. Ein Badegast war gekommen, weil er im "Alpamare" seine Freundin und spätere Frau kennengelernt hatte, andere brachten Champagner, Schokolade und alte Fotos mit. Der Abschied vom bekannten Spaßbad in Bad Tölz mit Rutschen, Wellenbad und Indoor-Surfanlage war im August 2015 mit viel Wehmut verbunden. Seither liegt das Gelände im Kurviertel im Dornröschenschlaf. Die Anlage mit den drei Hallenbad-Trakten steht noch immer da, lediglich die Röhren für die Rutschen, die sich wie urzeitliche Riesenschlangen in die Luft wanden, sind inzwischen verschwunden. Sie wurden von der Jodquellen AG nach und nach abgerissen und verkauft.

Bad Tölz hat damit ein Stück seiner Geschichte verloren. Das 1970 eröffnete Spaßbad war jahrzehntelang in ganz Deutschland ein Synonym für Freizeitspaß, vor allem für Familien. Auf einer Matte durch einen Wassertunnel sausen, in einem Hallenbad auf einer Surfwelle reiten oder durch eine Brandung schwimmen - wo gab es das sonst schon in den Siebziger- und Achtzigerjahren. Etwa 15 Millionen Besucher brachte das Alpamare in den 45 Jahren seines Bestehens nach Bad Tölz. In den besten Zeiten waren es eine halbe Million Gäste pro Jahr, die sich auch in der Thermenwelt oder den Saunen erholen konnten.

Aber die Jahre vergingen - und die Jodquellen AG versäumte es, das zunehmend sanierungsbedürftige Spaßbad zu modernisieren. Sie hätte kräftig investieren müssen. Von der Stadt gab es dafür keinen Cent, obwohl Bad Tölz beim Tourismus vom Alpamare erheblich profitierte. Man sei "das einzige Freizeitbad in Deutschland, das keinen einzigen Cent Unterstützung bekommt", klagte Jod-AG-Chef Anton Hoefter über fehlende Subventionen und wiederholte mit Blick auf die Konkurrenz stets den Satz: "Wir kämpfen mit ungleich langen Spießen." Die Stadt blieb jedoch stur. Nicht einmal der Bau eines neuen Parkhauses, der laut Jodquellen AG für die Erweiterung und Modernisierung des Spaßbades notwendig gewesen wäre, wurde vom Tölzer Stadtrat genehmigt.

So kam, was kommen musste: Das Alpamare war im Vergleich zu neuen Attraktionen wie der Therme Erding zu alt, der Eintritt zu teuer. Die Besucherzahl schrumpfte auf nur noch knapp 200 000 Gäste pro Jahr. Wie es auf dem Gelände des Alpamare und des benachbarten Hotels Jodquellenhof weitergehen soll, ist derzeit unklar. Die Jodquellen AG möchte darauf Wohnblocks errichten, die Stadt fordert hingegen ein neues Hotel. Zweimal hat der Stadtrat den Wohnbauplänen des Eigentümers schon mit einer Veränderungssperre einen Riegel vorgeschoben. Gegen den Bebauungsplan der Kommune, der ein Hotel vorschreibt, wird die Jod AG vermutlich Klage einreichen.

© SZ vom 08.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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