Ungewöhnliche Geschäftsidee:Ohne Nepal-Schildläuse

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Nina Skarabela verkauft veganen Nagellack. Sie verzichtet sogar auf tierische Stoffe wie Bienenwachs

interview Von Jacqueline Lang, München

Nina Skarabela betreibt zusammen mit einem Geschäftspartner das Beauty-Label OZN. Die beiden bieten Nagellack an, der vegan ist - es werden also keine Substanzen und Farbpigmente tierischen Ursprungs verwendet.

SZ: Wie kommt man auf die Idee, veganen Nagellack herzustellen?

Nina Skarabela: Ich habe Grafikdesign studiert und dann eine Ausbildung zur Psychotherapeutin gemacht. Zusammen mit einer Freundin gab es aber schon länger die Idee, ein gemeinsames Projekt zu machen. Sie hatte davor bereits in der Beauty-Branche gearbeitet.

Und mit ihr haben Sie die Idee für OZN entwickelt?

Nein, wir haben dann aus dem Nichts heraus eine Firma gegründet und einen Home-Shopping-Kanal betrieben. Relativ schnell haben wir damit aber wieder aufgehört und uns auf Nagelfolien spezialisiert. Für mich war das eine sehr gute Schule, weil wir beide damals wirklich von gar nichts eine Ahnung hatten. Aber dann gab es irgendwann persönliche Differenzen. Danach wollte ich eigentlich nichts Eigenes mehr machen.

Trotzdem vermarkten Sie heute veganen Nagellack.

Mein jetziger Geschäftspartner David wollte Nagelfolien bei uns kaufen. Ich habe ihm dann gesagt, dass es die Firma schon lange nicht mehr gibt, aber er hat nicht locker gelassen und wollte dann unbedingt etwas zusammen mit mir machen. Irgendwann habe ich gesagt, gut, wenn das zu meinen Bedingungen stattfindet, dann mache ich mit. Ich musste auch keine müde Mark investieren, hatte also kein Risiko.

Wer hatte dann die Idee, ein veganes Produkt auf den Markt zu bringen?

David bringt alles mit, was ich nicht kann und umgekehrt. Ich bin die Kreation, er ist die Produktion. Wir waren uns dann schnell einig, dass wir Nagellack machen wollen, der nicht wie jeder andere ist. David produziert bereits Nagellack für andere Firmen und wollte sein Herzblut auch mal in ein eigenes Projekt stecken. Für mich war klar, ich will ein Produkt, das ich auch selbst benutze und hinter dem ich zu hundert Prozent stehe, sonst kann ich das auch nicht verkaufen. So kamen wir dann ziemlich schnell auf veganen Nagellack.

Ihre Nagellacke sind nicht nur vegan, sondern auch halal. Klingt das nur gut oder steckt da mehr dahinter?

Wir stellen nach Halal-Richtlinien her. Das heißt, dass in dem Raum, in dem die Nagellacke abgefüllt werden, keine Produkte produziert oder gelagert werden, in denen tierische Inhaltsstoffe enthalten sind. Auch die Maschinen dürfen nicht für andere Produkte verwendet werden, in denen tierische Produkte enthalten sind.

Wie unterscheidet sich das von vegan?

Halal bedeutet vegan, aber noch etwas strenger. Wir stellen unter diesen Bedingungen her, weil wir auch diesbezüglich schon mal eine Anfrage aus Dubai hatten.

Kann man eigentlich alle Farben vegan herstellen?

Es gibt nur zwei Inhaltsstoffe, die nicht vegan sind: Karmin, ein rotes Pigment, das durch Quetschen von Nepal-Schildläusen gewonnen wird. Dieser tierische Farbstoff wird nicht nur für klassisches Rot, sondern auch für Rosa, Violett, Braun und viele andere Farbtöne verwendet. Außerdem gibt es noch Guanin, das oft für Schiller-Effekte eingesetzt wird und aus Fischschuppen besteht. Karmin und Guanin verwenden wir natürlich nicht.

Wie sieht es aus mit tierischen Produkten, für die keine Tiere sterben müssen?

Wir verzichten nicht nur auf Inhaltsstoffe von getöteten Tieren, sondern auf jegliche tierische Stoffe wie zum Beispiel Bienenwachs. Und natürlich stellen wir unsere Lacke ohne Tierversuche her. Allerdings kann man zum Beispiel den Farbstoff Karmin auch chemisch herstellen. Das ist ganz schön kompliziert mit den Inhaltsstoffen, deshalb kann man alleine am Farbcode nicht erkennen, ob ein Produkt vegan ist oder nicht.

Was glauben Sie, ist ihren Kunden wichtiger: Dass das Produkt vegan ist oder steht der Lifestyle im Vordergrund?

Unsere Lacke sind ja nicht nur vegan, sondern vor allem auch arm an Schadstoffen. Das war mir besonders wichtig. Ich wollte aber nie in die Öko-Richtung. Da gibt es viele Sachen, die leider oft echt nicht schön sind. Ich glaube, unseren Kunden geht es da ähnlich. Das haben wir auch als Marktlücke gesehen.

Ernähren Sie sich denn selbst vegan?

Ich lebe mehr oder weniger vegetarisch. Das einzig Nicht-Vegane, was ich konsumiere, sind Eier. Eier liebe ich. Ich persönlich fände es etwas mühsam, immer darauf achten zu müssen, was ich essen darf und was nicht. Sagen wir mal, ich lebe zu 80 Prozent vegan.

© SZ vom 30.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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