Ungerechte Corona-Belastungen:Flieg, Tröpfchen, flieg...

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"Bereit zum Abheben", 30./31. Mai/1. Juni:

Wieso wiederholt die SZ hier ungeprüft das Rechtfertigungsmantra der Fluggesellschaften, Mittelplätze müsse man nicht freihalten (denn das sei ja unwirtschaftlich), und die Bord-Klimaanlagen entsprächen "dem Standard der Filter eines klinischen OP-Saals"? Gegenaussage siehe ARD-Sendung "Report Mainz" vom 26. Mai ("Flugreisen: Wie die Luftfahrt-Lobby versucht, strenge Hygienevorschriften zu verhindern"), in der diese skandalöse, aber ständig wiederholte Falschaussage unter die Lupe genommen wurde: Gehustete oder sonst wie ausgestoßene Tröpfchen verbreiten sich insbesondere nach links und rechts auf die Nebensitze; Tröpfchen bleiben bis zu circa vier Minuten in der Luft, ehe sie günstigstenfalls von Klimaanlagen erfasst werden können - Studien einer englischen Universität und anderer Wissenschaftler. Noch nicht einmal ignoriert, sondern sprachlos gar nicht erst wahrgenommen von unseren Politikern, die meinen, dass die Flugbranche die einzige sei, die unwirtschaftlich arbeiten könnte, wenn sie nicht zu 100 Prozent ausgelastet ist.

Dass das auf jeden anderen Wirtschaftszweig genauso zutrifft, ob Gastronomie oder Kultureinrichtungen, die mit 15 Prozent Auslastung wieder anfangen, um überhaupt wieder anzufangen, eigentlich selbstverständlich, aber geschenkt. Die sollen sich selbst um ihre Unwirtschaftlichkeit kümmern - die Politik kümmert sich um die lobbystarken Autoverbände, um Fußball, um eben die Tourismusindustrie - denn Flixbus argumentiert mit demselben Schwachsinn.

Ich wäre für eine Gegendarstellung an ebenso prominenter Stelle und in der gleichen Sichtbarkeit - also auf der Titelseite der Münchenbeilage, und mehrere Spalten lang plus Bebilderung - äußerst dankbar, um endlich und hoffentlich sogar noch rechtzeitig vor der Reisesaison fatale Folgen zu verhindern, indem die Regierungen endlich auch bei Flügen und in Reisebussen Hygieneauflagen verbindlich verabschieden, die den Namen verdienen. So wie bei anderen Branchen unwidersprochen notwendig und üblich.

Friedrich-Karl Bruhns, München

© SZ vom 19.06.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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