Und jetzt?:Schreiben mit Smudo

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Setzen auf Upcycling: Christine Arlt und Ulrich Riedel. (Foto: Robert Haas)

Das Münchner Start-up Manaomea verwandelt T-Shirts in Bleistifte

Interview von Franziska Gerlach, München

Christine Arlt und Ulrich Riedel, 37 und 48 Jahre alt, machen Bleistifte - allerdings nicht aus Holz, sondern aus ausgedienten Klamotten. Manaomea heißt das Start-up des Chemikers und der Materialwissenschaftlerin, die auch privat ein Paar sind. Das ist hawaiianisch und bedeutet: vom Geist zur Materie. Dabei sind die Bleistifte erst der Anfang. Über kurz oder lang wollen sie eine eigene Produktionsanlage aufbauen, an der dann auch Möbel entstehen sollen; aber auch Kooperationen mit Landwirten und Textilfabriken in der Dritten Welt schweben ihnen vor. Bei einer Crowdfunding-Kampagne kamen jetzt 80 000 Euro zusammen. Um die Bleistifte zu produzieren, reicht das erst einmal: Momentan gehen davon täglich 500 vom Band.

SZ: Aus Alt mach Neu - was hat denn alles das Zeug zum Bleistift?

Christine Arlt: Baumwolle ist als Grundstoff super.

Ulrich Riedel: Jeans, Bettlaken und T-Shirts, das geht alles. Es darf aber auch Polyester sein. Auch wenn wir das nicht so gern mögen.

Was haben Sie denn gegen Polyester?

Riedel: Ich habe kein Problem damit. Aber Naturfasern haben im Gegensatz dazu einfach tolle Eigenschaften.

Welche denn?

Riedel: Sie können Feuchtigkeit aufnehmen.

Aber dann wird ja der Bleistift nass ...

Riedel: Nö, da kommt ja noch unser Bio-Kleber aus Zuckerrohr drumherum.

Dann können Ihre Bleistifte also etwas konservieren?

Arlt: Ja, und zwar Geschichten. Wenn jemand ein altes Festival-T-Shirts hat, das ihm total heilig ist, kann er daraus einen Stift machen.

Aber so ein Stift will doch auch gespitzt werden. Und dann sind nicht nur die vier Euro weg, die er gekostet hat. Sondern auch das heilige T-Shirt, oder?

Arlt: Je nachdem, wie viel man schreibt. Man kann sich auch einen ins Regal stellen und mit den anderen fünf schreiben.

Riedel: Und das T-Shirt bekommt dafür eine Geschichte zum Abschluss. Es wird am Ende noch einmal genutzt und durch das Spitzen quasi begraben.

Ohhh ...

Arlt: Es ist ja auch eine philosophische Frage, wann der Lebenszyklus eines Produktes tatsächlich endet. Wir hatten kürzlich sogar die Anfrage von einem Mann, der die zerfledderte Babydecke seiner Frau zum Bleistift machen wollte.

Smudo von den "Fantastischen Vier" und Konstantin Wecker haben auch schon ihre T-Shirts für Bleistifte hergegeben. Wessen T-Shirt würden Sie denn sonst noch gerne in einen Bleistift verwandeln?

Riedel: Das T-Shirt von Bürgermeister Dieter Reiter.

Das wäre dann vielleicht rot.

Riedel: Das wäre doch nicht schlecht. Außerdem kann der vielleicht eine Brücke zu den Flüchtlingen bauen.

Und dann?

Riedel: Dann könnten wir eine Münchner Kollektion herausbringen, die Flüchtlinge gefertigt haben. Das wäre lässig.

Arlt: Ganz bunt.

Da haben Sie ja viel vor. Glauben Sie, dass man mit Bleistiften die Welt besser machen kann?

Riedel: Auf jeden Fall. Der Bleistift ist der erste Stift, mit dem man in der Schule schreibt. Das ist der Beginn jedes Gedanken.

© SZ vom 13.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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