Umstrittener Umbau:Wende im Streit über Alte Akademie

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Tochter des Architekten macht Urheberrechte geltend, Entscheidung verzögert sich

Von Alfred Dürr, München

Überraschende Wende bei einem der größten und bedeutsamsten Umstrukturierungsprojekte in der Innenstadt: Am 24. Mai hätte der Planungsausschuss des Stadtrats über noch strittige Gestaltungsfragen für den Komplex der Alten Akademie an der Neuhauser Straße entscheiden sollen - doch daraus wird nichts. Das Thema ist von der Tagesordnung abgesetzt. Denn jetzt steht die Frage im Mittelpunkt, ob und in welcher Form überhaupt etwas an dem Gebäude verändert werden darf. Brigitta Michail macht nämlich Urheberrechte geltend. Die Keramikermeisterin ist die Tochter des 2001 verstorbenen Architekten Josef Wiedemann. Dieser gilt als einer der wichtigsten Baumeister der Nachkriegszeit. Zu seinen Projekten des Wiederaufbaus in München zählen zum Beispiel nicht nur die Alte Akademie oder die Glyptothek am Königsplatz, sondern auch der umstrittene Kaufhof am Marienplatz. Michail wehrt sich gegen Eingriffe in das Werk ihres Vaters und möchte im aktuellen Fall der Alten Akademie bei den Planungen und möglichen Veränderungen ein Mitspracherecht. Vor allem die vorgesehenen Schließungen oder die Verengungen von Arkaden hätten für das Erscheinungsbild der Stadt, an diesem prominenten Standort an der Fußgängerzone, keine positiven Auswirkungen, teilt Brigitta Michail mit. Welche Rolle spielt dieser Urheberrechtsanspruch? Was für Konsequenzen hat er für die weiteren Planungen? Diese Fragen will die Stadt nun prüfen und beansprucht dafür auch Zeit. Vertreter des Alte-Akademie-Investors, die österreichische Signa-Gruppe, beabsichtigen mit Michail Kontakt aufzunehmen. Juristische Aspekte stünden nicht im Vordergrund, sagt Signa-Sprecher Robert Leingruber. Man wolle Brigitta Michail überzeugen, "wie behutsam und sensibel wir bei der Modernisierung der Alten Akademie mit dem Komplex umgehen". Das drücke sich im Umbaukonzept des Schweizer Büros Morger Partner, das den Architektenwettbewerb gewonnen hatte, aus.

© SZ vom 19.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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