Umstellung beim Bayerischen Rundfunk:Digitale Verbannung für die Volksmusik

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"Das Angebot auf Bayern 1 passt einfach nicht mehr" vom 5. Februar und "Kritik an Ende für Volksmusik auf Bayern 1" vom 3. Februar:

Ungeliebte Nische

Die Ausführungen von Martin Wagner zur Verschiebung der Volksmusiksendungen von UKW, Bayern 1, in die digitale Nische, BR Heimat, sind in keiner Weise überzeugend. Nach Aussage von Herrn Wagner ist Bayern 1 auf UKW das Programm mit Inhalten aus ganz Bayern, einem Bayern-Magazin, Regionalsendungen und so weiter. Warum soll in dieses Programm die entspannende abendliche Volksmusiksendung zwischen 19 und 20 Uhr nicht passen, die zusätzlich über viele Aspekte des aktuellen Volksmusikgeschehens informiert? Nach Aussage von Herrn Wagner wird diese Sendung von 210 000 Hörern gehört, wohingegen "BR Heimat" nur von 110 000 Hörern gehört wird. Ganz generell sollte sich der BR nicht über die Wünsche seiner Kunden hinwegsetzen, indem er beispielsweise das Klassik-Programm von UKW auf den vom BR offensichtlich favorisierten Digitalfunk verschiebt, der ein Konjunkturprogramm für die Industrie ist, von der Mehrzahl der Hörer jedoch als überflüssig empfunden wird. Dr. Heiko Barske, Seefeld

Ein Stück Identität preisgegeben

Man mag Volksmusik belächeln, man kann ihr gleichgültig oder ablehnend gegenüber stehen: Tatsache ist, dass die urwüchsige traditionelle Volksmusik charakteristisch für Bayern ist. Umso unverständlicher ist für mich die Entscheidung des Bayerischen Rundfunks, Volks- und Blasmusik nur noch auf der Digitalwelle "BR-Heimat" zu senden. Schließlich ist es der Auftrag des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, ein Angebot für alle Hörer bereitzustellen. Der Verweis auf die Digitalwelle "BR Heimat" zeigt das Desinteresse der Senderverantwortlichen an einer nicht unwichtigen Hörerschaft. Gerade die ältere Generation wird sich wegen "BR-Heimat" nicht extra ein Digitalradio anschaffen. Warum sich der BR am "Formatbruch" - Volksmusik neben Pop- und Rockmusik - stört, erschließt sich mir nicht. Pop- und Rockmusik sind doch Tag und Nacht auf nahezu allen Sendern bis zum Erbrechen zu hören. Zu Bayern 1 gehört die Volksmusik, für mich zählt sie zur bayerischen Identität des Senders. Dr. Klaus Schulz, Regensburg

Multikulti

Der Multikultisender Bayern 1 sollte seinen Namen an der Garderobe abgeben, wenn er jetzt auch noch die Volksmusiksendungen abschafft, die täglich von über 100 000 Radiohörern im In- und Ausland geschaltet werden. Bayern hat eine Kultur und dazu gehört nicht nur ein Oktoberfest, sondern auch die Volksmusik! Max Wartbiegler, München

Überhaupt kein Bruch

Meine Frau und ich - beide über 70 Jahre alt - sind treue Hörer von Bayern 1 und Bayern 2. Darüber, dass die Volksmusikstunde am Abend aus dem Programm genommen werden soll, sind wir traurig und empört. Es ist meist die Zeit, in der wir das Abendessen zubereiten und einnehmen. Wir schätzen diese Sendung, die meist unter einem interessanten Motto steht und von sehr guten Moderatoren präsentiert wird. In unserer Wohnung läuft dann BR 1 auf mehreren Radios, damit wir nichts versäumen, wenn wir in ein anderes Zimmer gehen müssen. Wir schätzen es auch, dass wir echte Volksmusik hören können und keine volkstümliche Musik (die sicher scherzhaft gemeinte Frage nach der Reaktion der Wildecker Herzbuben war daher ganz unpassend). Und wir hören Bayern 1 nach 20 Uhr weiter und genießen die gute Musik bis 24 Uhr. Wir sehen überhaupt keinen "Bruch im Musikformat" - keinen, der uns stören würde. Wenn BR 1 seit Jahren Hörer verliert, liegt das wohl kaum an dieser Stunde Volksmusik am Abend. Und was heißt das, der BR muss seinen Hörern "ein erwartbares musikalisches Umfeld bieten"? Meine Frau und ich warten jeden Tag auf die Volksmusik. Manchmal schalten wir schon ab dem frühen Morgen ein und sind sehr wohl bereit, uns um 19 Uhr Volksmusik anzuhören; wir fühlen uns "nicht im falschen Programm". Svend Friderici, Dachau

Heruntergespielt

Die Äußerungen von Herrn Wagner zum Thema DAB sind nicht überraschend und das Kleinreden von damit verbundenen praktischen und finanziellen Problemen bekannt. Mein Golf Plus ist nur vier Jahre alt, das integrierte Radio hat aber weder DAB noch einen externen Eingang für einen Adapter. Der BR stellt die Lösung im Internet als einfach dar, spielt dabei aber die extrem impraktikablen Verkabelungen im Fahrgastraum sowie die Zusatzkosten herunter. Genannt werden Gerätekosten von ca. 70 Euro, abgebildet ist aber ein 120-Euro-Gerät. Ach, eine Marken-Mini-Stereoanlage habe ich auch, Wert ca. 250 Euro. Da sie keinen externen Eingang hat, hilft auch ein DAB-Adapter nicht. "Dann kaufen Sie halt eine neue Anlage", wird wohl Herr Wagner dazu vorschlagen, oder? "Vergessen Sie aber nicht, gleich noch eine externe DAB-Antenne am Haus installieren zu lassen. . . " Ich bin durchaus für die Umstellung auf DAB, es soll weiter ausgebaut werden. Aber eben nicht mit den BR-Methoden. Peter Rank, Andechs

© SZ vom 15.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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