Umsatzeinbußen nach Qualmverbot:Nichtrauchen gefährdet die Existenz

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Das strenge Rauchverbot in Bayern bereitet einigen Wirten finanzielle Probleme - besonders hart trifft es die kleinen Eckkneipen. Der Hotel- und Gaststättenverband plant deshalb eine Studie über die Auswirkungen des Qualmstopps.

Dominik Hutter

Das strenge Rauchverbot bereitet einigen Wirten offenbar finanzielle Probleme. Der Bayerische Hotel- und Gaststättenverband plant deshalb eine Studie über die Auswirkungen des Rauchstopps auf die Umsätze in der Gastronomie.

BHG-Sprecher Frank-Ulrich John zufolge gibt es hierzu noch keine belastbaren Zahlen. John vermutet jedoch einen Zusammenhang zwischen der per Volksentscheid durchgesetzten Frischluft-Offensive und dem auffallenden Minus in der sogenannten "getränkegeprägten" Gastronomie, also den typischen Bierkneipen.

Dort würden inzwischen sechs Prozent weniger Umsätze erzielt - während der Rückgang in der Gastronomie insgesamt nur bei zwei Prozent liegt. "Größere Betriebe und Speiserestaurants können mit der Regelung gut leben", sagt John. Für die kleinen Eckkneipen, ohnehin eine bedrohte Spezies, sei die Situation jedoch existenzbedrohend. Viele Wirte berichteten, dass ihre einst sehr rauchfreudigen Gäste deutlich früher den Heimweg antreten und entsprechend weniger konsumieren.

Das Rauchverbot gilt seit achteinhalb Monaten. Ärger gibt es in Münchner Kneipen und Restaurants offenbar kaum noch. "Es hat sich gut eingespielt", berichtet Kreisverwaltungsreferent Wilfried Blume-Beyerle. Derzeit gingen pro Monat noch etwa 40 Beschwerden empörter Nikotinverächter bei der Behörde ein. Durchschnittlich zehn Wirte pro Monat würden zu Geldstrafen verknackt.

Raucher selbst wurden nach KVR-Angaben noch nicht zur Kasse gebeten - was beim BHG mit einer gewissen Verbitterung zur Kenntnis genommen wird. Erst müssten die Gastronomen als Hilfspolizisten herhalten, und anschließend noch die ganze Last allein tragen, ärgert sich Frank-Ulrich John. Viele Wirte befänden sich ohnehin in einer schwierigen Situation.

Strafen für qualmende Gäste

Durch die Bußgelder freilich dürfte bislang kein Wirt ruiniert worden sein. Nach Auskunft des KVR ist die Höchstsumme von 1000 Euro noch kein einziges Mal verhängt worden. Und auch das allerletzte Mittel, den Entzug der Wirte-Konzession, habe man noch nicht eingesetzt. Wie viel die Wirte für qualmende Gäste berappen müssen, hängt unter anderem von der Größe des Lokals und der Raucher-Fraktion ab - und davon, wie viele Verstöße schon festgestellt wurden.

Bei der Durchsetzung des Rauchverbots setzt die Behörde neben den Wirten vor allem auf die soziale Kontrolle, also andere Gäste, die sich durch die Qualmerei gestört fühlen. Spezielle Raucherkontrollen sind in München nicht vorgesehen. Die Inspektoren der Gaststättenabteilung achten vielmehr bei ihren Routinebesuchen, in Sachen Jugendschutz und Lebensmittelhygiene etwa, zusätzlich auf den Nikotingehalt der Luft sowie verräterische Indizien wie überquellende Aschenbecher. Oder sie reagieren auf Beschwerden, denen das KVR grundsätzlich nachgeht. Die Polizei ist an der Durchsetzung des Rauchverbots nicht beteiligt. Illegales Quarzen ist offiziell als Ordnungswidrigkeit eingestuft, bei der die Polizei nicht zwingend eingreifen muss.

Ein Problem für Wirte wird sich in den nächsten Wochen wieder verschärfen - wenn die Fenster abends offenstehen und rauchende Gäste auf dem Gehweg stehen: lärmempfindliche Anwohner, die zudem nicht dulden wollen, dass Rauchschwaden in ihre Wohnung ziehen.

© SZ vom 18.04.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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