Umplanen:Winzig feiern

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Melanie Grove. (Foto: Astrid Purkert)

Hochzeitsplanerin Melanie Grove empfiehlt "Tiny Weddings"

Von Franz Kotteder, München

Fünf Hochzeiten, das ist immer noch besser als vier Hochzeiten und ein Todesfall. Hugh-Grant-Fans werden anderer Ansicht sein, und Melanie Grove ist mit fünf Hochzeiten im Jahr auch nicht besonders glücklich. Die 45-Jährige hat ursprünglich Jura studiert, danach als Journalistin bei Bild und Cosmopolitan gearbeitet, vor gut zehn Jahren gründete sie ihre eigene Firma Elegant Weddings und ist seitdem "Wedding-Planner". Sie organisiert also Hochzeitsfeiern für andere Leute. Und ganze fünf Hochzeiten, das war ihre Bilanz im vergangenen Corona-Jahr 2020. Normalerweise wären es im gleichen Zeitraum um die 25 gewesen.

Und jetzt, 2021? "Es sieht eigentlich gar nicht so schlecht aus", sagt Grove, "bisher haben wir mehr als 20 Termine. Aber man weiß natürlich nicht, ob die alle stattfinden können, das hängt auch davon ab, wann die Gastronomie wieder aufmachen darf." Ihre Kundschaft ist da verständlicherweise etwas nervös, momentan; manche Paare haben ihre Hochzeit schon im vergangenen Jahr auf dieses Jahr verschoben. Und deshalb hat sich Melanie Grove nun etwas Neues ausgedacht: "Tiny Weddings" nennt sie ihr Konzept, "winzige Hochzeiten" also, analog zum Begriff "Tiny House" für transportable Kleinhäuser, die nur aus ein bis zwei Zimmern bestehen.

In diesem Fall heißt das natürlich nicht, dass das Hochzeitspaar eine gewisse Körpergröße nicht überschreiten darf. Sondern es geht um die Zahl der Gäste, die unter Corona-Auflagen eben stark begrenzt ist. Melanie Grove schätzt aber, dass man von Mai an unter bestimmten Umständen wieder mit maximal 30 Gästen heiraten kann. Die Beschränkung, sagt sie, habe ja auch Vorteile: "Man kann das Ereignis mit Menschen feiern, die einem wirklich am Herzen liegen." Was im Umkehrschluss unausgesprochen auch heißt: Man hat jetzt gerade eine gute Ausrede, die Leute nicht einzuladen, die einem sonst das ganze Fest vermiesen würden.

In der Regel hatte Melanie Grove bisher mit Paaren zu tun, die es richtig krachen lassen wollten und sich das auch leisten konnten. Ihr größter Auftrag umfasste 500 Gäste. Recht anspruchsvoll war auch die Hochzeit eines indischen Paares, das "im tiefsten Bayern" mit 300 Gästen heiraten wollte und sich zum Fest als Glücksbringer drei lebende Elefanten wünschte. Das war keine leichte Aufgabe. Nicht nur, weil man dafür einen Tieflader brauchte, sondern auch aus Tierschutzgründen. Hat aber alles geklappt.

Großes Kino zur Eheschließung geht aber auch in kleinem Rahmen - und oftmals sogar erst recht. "Wenn das Paar im Ausland heiraten will, sind es sowieso schon weniger Leute, die mitkommen", sagt Grove. "Manche sagen auch: Ich will klein feiern, habe aber trotzdem große Wünsche." Das Budget, das normalerweise in einer großen Sause mit einer Hundertschaft an Gästen verbraten wird, fließt dann eben in ein ganz besonderes Fest. Zum Beispiel feiere man dann nicht in einem Landhotel, sondern gleich in einem Barockschloss. Oder man leiste sich eine ganze Band statt eines DJs. Einige kompensieren die eingeschränkte Feiermöglichkeit, indem sie in eine sehr detailverliebte Dekoration investieren und alles etwas pompöser aufziehen als eigentlich geplant. Manche, die im vergangenen Jahr mit ganz vielen Gästen feiern wollten, sind auch umgeschwenkt. "Ich hatte ein Paar, das groß feiern wollte, die heiraten jetzt dafür im Ausland, und nur mit den zehn besten Freunden."

In mancherlei Hinsicht habe die derzeitige Lage noch ganz andere Vorteile. Die ganz besonderen Orte, an denen man feiern will, sind momentan keineswegs ausgebucht. Viele kämen auch beim Preis entgegen oder was die Stornobedingungen angeht, und auch kulinarisch eröffnen sich ganz neue Möglichkeiten. Selbst Sterneköche sind jetzt leichter für ein exklusives Hochzeitscatering zu bekommen. Erst recht, wenn es sich nur um einen kleinen Kreis handelt.

Grove sagt, der Trend sei schon vor Corona ein wenig in diese Richtung gegangen, habe sich jetzt noch verstärkt. Das angehende Ehepaar müsse sich halt einig sein, sagt sie, beide müssten mit dem kleinen Rahmen einverstanden sein: "Wer wirklich groß feiern will, für den ist Tiny Wedding nichts."

© SZ vom 27.03.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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