Umbau:Mehr Platz für Buchstaben

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In diesem weitläufigen Raum werden künftige die Veranstaltungen der Monacensia stattfinden. (Foto: Catherina Hess)

Fast zwei Jahre lang hat die Stadt die Künstlervilla des Bildhauers Adolf von Hildebrand umfassend renoviert, nun kann die Monacensia wieder einziehen - und wird dort als Archiv noch lebendiger als je zuvor

Von Franz Kotteder

Geht man einmal davon aus, dass die Monacensia vor 94 Jahren als Literaturarchiv gegründet wurde, dann hat sie sich räumlich nicht gerade verbessert. Denn das eigentliche Archiv besteht jetzt nicht mehr wie früher aus unzähligen Manuskript- und Karteischränken, sondern aus gerade mal zwei Zimmern, die zusammen vielleicht 20 Quadratmeter ausmachen. Und dafür hat die Stadt also die Hildebrandvilla in Bogenhausen fast zwei Jahre lang für 9,3 Millionen Euro umfassend saniert - eine schöne Bescherung!

In der Tat, so ist es. Die Künstlervilla, die der Bildhauer Adolf von Hildebrand 1898 als repräsentatives Wohn- und Atelierhaus für sich bauen ließ, ist ein wahres Schmuckstück geworden. Und Archive sind heutzutage nun einmal vollständig durchdigitalisiert und brauchen viel weniger Platz als früher. Die Monacensia versteht sich sowieso als "lebendiges Literaturarchiv" für die Münchner literarische Welt; hier wurde und wird nicht nur aufbewahrt, hier wird auch vermittelt- durch Lesungen, Veranstaltungen, Ausstellungen. Und dafür steht jetzt, nach dem Umbau, mehr als doppelt so viel Platz zur Verfügung wie zuvor.

Kein Wunder also, dass Kulturreferent Hans-Georg Küppers und Kommunalreferent Axel Markwardt (beide SPD) bei der Pressekonferenz zur Vorstellung des runderneuerten Hauses in ihren Wortbeiträgen die Vokabel "stolz" ebenso gern verwenden wie Stadtbibliotheksdirektor Arne Ackermann und Johann Georg Sandmeier, zuständiger Bauleiter beim städtischen Baureferat. Das frühere Atelier hat einen Glasanbau erhalten und dient nun als Forum für Veranstaltungen aller Art, die meterhohen Ateliertüren zum Hof hin wurden geöffnet, an die 220 Personen haben jetzt hier Platz, dank der möglichen Erweiterung zum Nebenraum hin. Insgesamt stehen nun 780 Quadratmeter für öffentliche Nutzung zur Verfügung. Es gibt eine Dauerausstellung über das literarische Leben in München von der Zeit der Boheme bis zum Exil, und im Obergeschoss wird jetzt eine "München-Bibliothek" eingerichtet, aus der man sich - und das ist ein Novum - künftig auch Bücher ausleihen kann. An die 3000 vorwiegend aktuelle Werke sind hier vorrätig, sagt Monacensia-Chefin Elisabeth Tworek. Insgesamt stehen 125 000 Bände zur Verfügung, die meisten sind allerdings im Depot gelagert und müssen angefordert werden.

Tworek hat jetzt bis Mitte kommenden Jahres Zeit, die Räume zusammen mit ihren Mitarbeitern neu zu beleben, denn dann darf auch die Öffentlichkeit wieder hinein in das Haus an der Maria-Theresia-Straße, das einen neuen Eingang an der Siebertstraße bekommen hat. Mehr und bessere Räume für die Wechselausstellungen gibt es jetzt ebenfalls, und das ganze, recht verwinkelte Anwesen ist dank zweier neuer Aufzüge auch barrierefrei für Rollstuhlfahrer. Ein echter Gewinn also für Münchens literarisches Leben.

© SZ vom 16.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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