Übersicht über Mieten:Teurer Marienplatz

Lesezeit: 2 min

Das Internet-Portal Immobilienscout24 präsentiert erstmals eine "Miet-Map" für München. Sie zeigt anhand des MVV-Netzplans, was eine 70-Quadratmeter-Wohnung wo kostet. Experten halten das nur für eine erste Orientierungshilfe

Von Elisa Britzelmeier

Wenn ein Münchner beschreibt, wo er wohnt, nennt er meist U- oder S-Bahn-Stationen. "So zwischen Stiglmaierplatz und Maillingerstraße" oder "Nähe Haltestelle Josephsburg" funktioniert auch dann als Auskunft, wenn sich das Gegenüber im jeweiligen Viertel kaum auskennt. Dass sich der Großstädter am Plan des öffentlichen Nahverkehrs orientiert, macht sich nun auch das Portal Immobilienscout24 zunutze. Es verknüpft den Nahverkehr mit dem Dauerbrennerthema Mietpreise. Das Ergebnis: die "Miet-Map München". Sie zeigt die durchschnittliche Kaltmiete einer Zwei-Zimmer-Wohnung von 70 Quadratmetern - bezogen auf alle U- und S-Bahn-Stationen. In Berlin gibt es das schon seit einem Jahr, seit Mittwoch auch in Hamburg und München.

Und das Ergebnis? Zum einen sind, wenig überraschend, die Mieten hier höher als in Berlin. Und: Je zentraler, desto teurer - das gilt für beide Städte gleichermaßen. Teuerste Münchner Station ist der Marienplatz mit einer durchschnittlichen Kaltmiete von 1339 Euro. Fast genauso hoch ist die Miete im Lehel (1307 Euro) und rund um die Haltestelle Giselastraße (1300 Euro). Niedriger sind die Mieten im S-Bahn-Gebiet. Günstiger ist es in Geltendorf (548 Euro), und am wenigsten zahlen Mieter an der S 2, vor allem rund um die Bahnhöfe Altomünster, Kleinberghofen (beide 516 Euro) und Erdweg (562 Euro).

Anja Franz vom Mieterverein München hält die Angaben für "durchaus einleuchtend". Allerdings sei wichtig zu beachten, dass es sich nur um Neuvermietungen handelt. "Wer nach München zieht oder in der Nähe einer bestimmten Station eine Wohnung sucht, kann sich daran orientieren - über tatsächliche Verträge sagt die Karte aber nichts aus", sagt Franz. Denn die dort angegebene durchschnittliche Miete für eine 70 Quadratmeter große, 30 Jahre alte Zwei-Zimmer-Wohnung ergibt sich nach Angaben von Immobilienscout24 aus eigenen Daten, also aus den Annoncen auf der Seite - und zwar zum Stichtag 11. Januar. Zahlen aus realen Mietverträgen fließen dabei nicht ein. Auch das Planungsreferat gibt zu bedenken, die Miet-Map gebe als Momentaufnahme ein stimmiges Gesamtbild wieder, repräsentativ sei sie allerdings nicht. "Man müsste natürlich Angebote auf anderen Portalen miteinbeziehen und über einen längeren Zeitraum beobachten", sagt Sprecher Martin Klamt. Auch sei nicht klar, wie groß der Umkreis rund um die Haltestellen jeweils gefasst sei.

Wer sich umfassender informieren will, kann auch den Mietspiegel heranziehen, das Wohnungsmarktbarometer oder den städtischen Bericht zur Wohnungssituation. Die Angaben dort sind jedoch alle älter. "Charmant ist an der Karte ja gerade, dass sie die aktuelle Angebotslage wiedergibt", sagt Klamt. Die Daten aus dem Mietspiegel etwa sind aus dem Jahr 2014 und umfassen Neuvermietungen aus den vier Jahren vor der Erhebung. Ein entsprechendes Verzeichnis für Bestandsmieten gibt es nicht. Wer einen alten Vertrag hat, zahlt also womöglich weitaus weniger, als in der Miet-Map oder anderen Übersichten angegeben. Auch wird aus der Miet-Map nicht deutlich, wie viele Angebote es in einer Gegend überhaupt gibt. Gerade rund um den Marienplatz dürfte es mit Mietwohnungen eher schlecht aussehen.

Auch wenn in München viel neu gebaut wird: Die Mieten sind in der ganzen Stadt überdurchschnittlich hoch. (Foto: Florian Peljak)

In welchen Vierteln Sie günstig wohnen, gemessen an Ihrem Einkommen, können Sie sich auch hier anzeigen lassen: sz.de/mietrechner. Datenbasis dafür ist das Wohnungsmarktbarometer.

© SZ vom 21.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: