Im Prozess gegen den Münchner "U-Bahn-Schubser" hat die Staatsanwaltschaft fünf Jahre Haft wegen versuchten Mordes gefordert. Es sei ein außergewöhnlicher Fall, der eine außergewöhnlich milde Strafe verlange, sagte der Staatsanwalt vor dem Münchner Landgericht. Er hielt dem angeklagten 70-jährigen Rentner zugute, dass er die Tat gestanden habe und sich sehr früh bei seinem Opfer entschuldigt habe.
Der frühere Versicherungsangestellte hatte aus Ärger über eine Gruppe herumtollender Jugendlicher im Juni 2008 ein damals 13 Jahre altes Mädchen an einem Schwabinger U-Bahnhof gegen einen einfahrenden Zug gestoßen. Die Schülerin war zwischen zwei Waggons geraten und durch den Aufprall zurück auf den Bahnsteig geschleudert worden. Sie kam mit Prellungen und Schürfwunden davon.
Missverhältnis zwischen Anlass und Tat
Der Mann hatte bei seinem Geständnis erklärt, er habe sich von einer Gruppe Jugendlicher bedrängt gefühlt und Angst bekommen. Zugleich hatte er beteuert, er habe das Mädchen weder verletzen noch töten wollen. Der Staatsanwalt sprach vor dem Münchner Schwurgericht von einem großen Missverhältnis zwischen dem Anlass und der Tat des 70-Jährigen.
Gleichwohl rechnete er dem bis dahin völlig unbescholtenen Angeklagten positiv an, dass er im Rahmen des Täter-Opfer-Ausgleichs bereits 10 000 Euro bezahlt habe.
Der Angeklagte hatte in dem Prozess unter Tränen Reue beteuert. Die Staatsanwaltschaft warf dem Rentner aber vor, er habe sich nicht eingestanden, das Mädchen auch schlicht aus Verärgerung geschubst zu haben.
Das Plädoyer der Verteidigung wird im weiteren Verlauf des Prozesstages am Freitag erwartet. Das Urteil soll voraussichtlich in der kommenden Woche gesprochen werden.