Tödlicher Streit bei Zechgelage:Frau ersticht ihren 16-jährigen Freund

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Streit entbrannte bei nächtlichem Trinkgelage - das Todesopfer war der Polizei als Intensivtäter bekannt.

Susi Wimmer

Eine 27-jährige Münchnerin hat in der Nacht auf Freitag mit einem Küchenmesser ihren elf Jahre jüngeren Freund erstochen. Der 16-jährige Brasilianer starb im Krankenhaus. Der bei der Polizei als Intensivtäter geführte Jugendliche hatte zusammen mit zwei Freunden in der Wohnung der Frau gefeiert, als es zum Streit um einen verschwundenen Geldbeutel kam.

Alkohol und Marihuana spielten nach Polizeiangaben im Leben des berufs- und arbeitslosen 16-Jährigen keine unwesentliche Rolle. Der gebürtige Brasilianer lebt bei seinen Eltern, kam im Kindesalter nach Deutschland - und bald auf die schiefe Bahn. Sieben Einbrüche, schwerer Raub, ein Verstoß wegen Drogen - und eine starke Nähe zu anderen Kriminellen führten dazu, dass die Polizei ihn im August 2006 in das "Proper"-Spezialprogramm aufnahm. Hier werden gefährdete Jugendliche besonders intensiv betreut.

Die Tage verbrachte der 16-Jährige offenbar damit, in den Straßen des Viertels Am Hart herumzulungern. Vor allem im Bereich der Sudetendeutschen Straße trieb er sich gerne mit einem 20 Jahre alten und einem 30 Jahre alten Freund herum, gemeinsam tranken sie Bier und rauchten Haschisch.

Dort lernte er auch vor einigen Monaten die 27-jährige Münchnerin kennen, ebenfalls berufs- und arbeitslos, Sozialhilfeempfängerin und Mutter eines einjährigen Sohnes. Sie war polizeilich einmal wegen einfacher Körperverletzung in Erscheinung getreten. In der Zwei-Zimmer-Wohnung der Frau traf sich das Quartett dann des öfteren, so auch in der Nacht auf Freitag.

Um kurz vor Mitternacht ging der Gesellschaft der Alkohol aus, die Frau bot sich an, Nachschub zu besorgen. Allerdings fand sie ihre Geldbörse nicht. Sie beschuldigte die Gäste, ihr Geld gestohlen zu haben, und schließlich brüllten sich die Männer im Wohnzimmer gegenseitig an.

Mit einem Küchenmesser in der Hand mischte sich die 27-Jährige in den Streit ein - und stach ihrem Freund plötzlich die 30 Zentimeter lange Klinge in die Brust. Durch die tumultartigen Szenen in der Wohnung aufgeweckt, begann das Kind zu schreien, Nachbarn wurden aufmerksam und alarmierten die Polizei. Der 16-Jährige kam sofort in ein Krankenhaus, wo er wenig später seinen Verletzungen erlag.

"Warum die Frau plötzlich zugestochen hat, ist noch unklar", sagt Polizeisprecher Markus Dengler. Am heutigen Samstag wird sie dem Ermittlungsrichter vorgeführt, der entscheidet neben der Haftfrage auch darüber, ob Anklage wegen Totschlags oder Mordes erhoben wird. Nach bisherigem Ermittlungsstand waren die Beteiligten angetrunken, aber nicht völlig betrunken. Ob Drogen im Spiel waren, wird noch geklärt.

© SZ vom 3.2.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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