Tipps zur Tracht:Dirndl und Bergstiefel? Auf keinen Fall!

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Der Endspurt hat begonnen. Kurz vor der Wiesn geht es in die Trachtenläden. Auf der Suche nach der richtigen Garderobe hilft Trachtenexpertin Ursula Fröhmer.

Carolin Gasteiger

Kurz vor der Wiesn mischt sich in Ursula Fröhmers Laden "Tracht und Heimat" unter die traditionsbewusste Kundschaft auch die ein oder andere Fernsehkommissarin, die fürs Oktoberfest eingekleidet werden möchte. Und wo könnte sie das besser tun als in einem 28-jährigen Familienbetrieb, in dem die Chefin persönlich Hand und Maß anlegt.

Und sie kann streng sein: Sie berät die Braut eines großen Münchner Brauereiwirtes schon mal in der Kleiderauswahl, redet, wenn es sein muss, ein Dirndl aus. Aber dafür ist die Expertin ja da. Und was ist nun bei der Tracht wichtig?

Feinstrümpfe zum Dirndlgwand

Am wichtigsten ist für die Inhaberin von "Tracht und Heimat", dass man sich im Dirndl und in der Lederhose wohl fühlt. Und immer noch man selbst ist. Wer sich in seinem Wiesn-Outfit verkleidet fühlt und beim Blick in den Spiegel merkt, "das bin ich nicht", der liegt falsch.

Ein paar Sachen sollte man bei der Auswahl seines Wiesn-Outfits beachten. Fangen wir bei den Schuhen an. Wer kennt sie nicht, die festen Bergstiefel mit dicken Socken zum Dirndl? Für Ursula Fröhmer ein absolutes No go. Man geht ja nicht mit dem Dirndl ins Gebirge. Stattdessen empfiehlt die Expertin schlichte schwarze Lederschuhe.

Und was braucht's denn auf dem Kopf? Auch wenn viele der Meinung sind, es gebe keine vollständige Tracht ohne Hut. Ein absolutes Muss ist die Kopfbedeckung nicht, meint Fröhmer. Anders als zum Festtagsdirndl gehört auch zum normalen Alltagsdirndl kein Schultertuch oder die traditionellen weißen Kniestrümpfe. Dass sich aber die Tracht weiterentwickeln kann, das denkt auch Ursula Fröhmer. Also passen heute auch Feinstrümpfe zum Dirndlrock.

Einige verwechseln Tracht gerne mit der gut bekannten Landhausmode. Nach der sucht man im Laden "Tracht und Heimat" aber vergeblich. Nach dieser mit Edelweiß und Hirschknöpfen "aufgemotzten" Tracht, in der man Fröhmer zufolge aussieht "als hätte man in einer Wäscheschleuder übernachtet".

Keine Angst sollten die haben, die des Bairischen nicht mächtig sind. Wenn man sich mit dem Lebensstil identifizieren kann, kann man auch ein Dirndl oder eine Lederhose tragen. Aber wenn schon, dann eben richtig. Dass sich viele aus Kostengründen keine Hirschlederne leisten können, dessen ist sich auch Ursula Fröhmer bewusst. Und überrascht mit einem Vorschlag: Nehmen Sie doch eine Jeans!

Lederhose nur zum Bergsteigen

Inspirieren lässt sich Ursula Fröhmer bei ihren Trachten von alten Heimatfilmen. Dabei betont sie immer wieder die Zweckmäßigkeit alter Trachten. Dass Frauen früher auch Lederhosen trugen, aber nur zum Bergsteigen. Und dass der Dirndl-Unterrock neben dem ästhetischen einen ganz praktischen Nutzen hat. "Wissen's, früher wenn es geregnet hat, dann haben sich die Frauen im Dirndl einfach den Rock übern Kopf gezogen. Drunter hatten sie ja einen Unterrock an."

Auf die Wiesn freut sich Ursula Fröhmer bei dem Stress noch nicht. Aber spätestens, wenn der Trachtenumzug und die Pferde an ihrem Ladenfenster vorbeiziehen, ist auch die Müchnerin im Wiesnfieber.

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