Tipp:Die Revolutions-Tour durch München

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Quelle: SZ-Grafik (Foto: ipad)

Die Theresienwiese (1) ist nicht nur Schauplatz des Oktoberfests, sie war auch der Ausgangspunkt der Revolution am 7./8. November 1918, die zum Sturz der Wittelsbacher Herrscher und zur Gründung des Freistaats Bayern führte. Der Publizist Josef Hofmiller notierte damals in sein Tagebuch: "München war als Hauptstadt des Königreichs Bayern zu Bett gegangen, um als Hauptstadt des bayerischen ,Volksstaates' zu erwachen." Der Mathäserbräu (2) war das Hauptquartier der Revolutionäre. In dem prachtvollen Bierpalast konstituierte sich in der Nacht zum 8. November der "Arbeiter- und Soldatenrat" unter dem Vorsitz Kurt Eisners. Dort, so eine populäre Legende, haben die roten Soldaten auch die Russenmass erfunden. Damit die Weißbiervorräte nicht so schnell aufgebraucht sind, hätten sie das Bier mit Limonade gestreckt. Da viele von ihnen Kommunisten waren, wurden die Revolutionäre im Volksmund "Russen" genannt. Es gibt allerdings auch noch andere Theorien über die Herkunft des Begriffs "Russenmass". An der Feldherrnhalle (3) scheiterte am 9. November 1923 Hitlers Versuch, sich an die Macht zu putschen. Zehn Jahre später ließ er dort ein "Ehrenmal" errichten, vor dem jeder Passant den Arm zum "Hitlergruß" erheben musste. Wer dies vermeiden wollte, nahm den Weg durch die Viscardigasse, die bald als "Drückebergergasse" tituliert wurde. Heute markiert eine "Bronzespur", ein Bodendenkmal des Bildhauers Bruno Wank, diesen Ausweichpfad. Vor und im Hauptgebäude der Ludwig-Maximilians-Universität (4) gibt es mehrere Denkmäler, die an die Widerstandsgruppe "Weiße Rose" erinnern, darunter ein Bronzerelief sowie eine Büste von Sophie Scholl. Eindrucksvoll ist die Dauerausstellung in der "Denkstätte Weiße Rose", die wochentags von 10 bis 16 Uhr geöffnet ist und am Samstag von 12 bis 15 Uhr. In der Franz-Joseph-Straße 13 (5) erinnert eine Gedenktafel an die Geschwister Scholl. Die Inschrift lautet: "Sophie und Hans Scholl, die unter dem Zeichen der ,Weißen Rose' aktiven Widerstand gegen das Dritte Reich geleistet haben, wohnten von Juni 1942 bis zu ihrer Hinrichtung am 22. Februar 1943 hier im Rückgebäude." Der kleine, aber charmante Erich-Mühsam-Platz ist nach einem der sympathischsten Künstler der Schwabinger Boheme um 1900 benannt. Dem Siegestor hat er ein herrlich witziges, unkriegerisches Gedicht gewidmet: "Es stand ein Mann am Siegestor / der an ein Weib sein Herz verlor. / Schaut sich nach ihr die Augen aus, / In Händen einen Blumenstrauß. / Zwar ist dies nichts Besunderes. / Ich aber - ich bewunder es."

© SZ vom 03.08.2015 / wg - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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