Tierheim:Asyl für Exoten

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Auch das Tierheim in Riem leidet unter Platzmangel, weil das neue Katzenhaus noch immer nicht fertig ist

Von Günther Knoll, München

Die Weißbüschelaffen sind gegenwärtig die große Attraktion im Münchner Tierheim. "Herzensbrecher" nennt Sprecherin Judith Brettmeister die kleinen Tiere mit den charakteristischen weißen Haaren rund um die Ohren. Die Äffchen sind zwar im Tierheim in Riem zu bewundern, zuständig dafür aber ist eigentlich die Reptilienauffangstation. Die hat im alten Katzenhaus des Tierheims vorübergehend ein Ausweichquartier gefunden, im Keller sind Schlangen untergebracht, oben die Affen und andere exotische Säugetiere.

Solche Tiere bräuchten besondere Pflege und Bedingungen, sagt Brettmeister. "Das Veterinäramt macht ständig neue Auflagen und Vorschriften", da sei das Tierheim überfordert, deshalb kümmere sich die Auffangstation auch um die Affen. Die beiden Institutionen arbeiten also Hand in Hand. Konkurrenz gebe es nicht, meint die Tierheim-Sprecherin. Auch nicht, was die Spenden angehe, die Äffchen zum Beispiel rührten so manchen freigiebigen Tierfreund mindestens ebenso wie Hund und Katz.

Eigentlich sollte das neue, mehr als zwei Millionen Euro teure Katzenhaus im Tierheim schon in Betrieb sein, doch es gibt Verzögerungen beim Bau. "Aber wir sind guter Dinge", sagt Brettmeister. Dann habe man selbst mehr Platz und könnte der Reptilienauffangstation den ganzen ersten Stock des alten Hauses zur Verfügung stellen. Im Moment aber sind die Verhältnisse in Riem eher beengt: "Unsere Wildtiere sind im letzten Loch untergebracht, wir platzen hier aus allen Nähten", beschreibt Brettmeister die Situation. Ob Igel, ob Vögel - wann immer die Leute schwache oder verletzte Tiere fänden, würden sie ins Tierheim gebracht. Wegen einer möglichen Erweiterung sei man zur Zeit "in Verhandlungen". Wegen der starken Belegung und den Erweiterungsplänen ist auch die Einrichtung in Riem, die vom Tierschutzverein getragen wird, nicht frei von Geldsorgen. 250 000 Euro musste der Stadtrat zuschießen, weil das Geld für den Bau des Katzenhauses nicht reichte. Für dieses Jahr seien die Probleme gelöst, sagt Brettmeister, doch man müsse sich einiges einfallen lassen, um die Spendenbereitschaft anzukurbeln.

Das Tierheim finanziert sich aber auch über Gebühren. Dass diese horrend ausfallen könnten, das will die Sprecherin nicht hören. Die Kritik war aufgekommen, nachdem das Heim für die Unterbringung und Versorgung von 31 Perserkatzen, die aus einer verwahrlosten Zucht im Landkreis Freising stammten, 126 000 Euro in Rechnung gestellt hatte. Damit sei man noch im unteren Bereich geblieben, allein die medizinische Versorgung habe viel gekostet, sagt Brettmeister. "Wir können die Tiere schließlich nicht mit Pilzen und anderen Krankheiten abgeben." Auch die Reptilienauffangstation habe es oft mit kranken Tieren zu tun, sagt Brettmeister, viele davon stammten aus illegalen Zuchten oder Verkäufen. Der Unterbringungsbedarf für Exoten nehme jedenfalls ständig zu. Und wenn die Station schließen müsste? "Dann müssten wir einspringen, doch die können die nicht einfach zusperren."

© SZ vom 22.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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