Tiefgarage:Eine breite Koalition fürs Rindermarkt-Parkhaus

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Die Idee einer neuen Tiefgarage findet im Stadtrat viele Freunde, Grüne und Linke lehnen sie aber entschieden ab

Von Jasmin Siebert

Eine neue Tiefgarage mit 200 Stellplätzen mitten in Münchens Altstadt, unter dem Rindermarkt: Dieser Plan polarisiert Verbände und Parteien in München. Beppo Brem, Stadtvorsitzender der Grünen, zum Beispiel hält ihn für "genau den falschen Weg". Initiator des Projekts ist das Sporthaus Schuster, das die Idee gemeinsam mit dem Unternehmen Wöhr und Bauer entwickelt hat. Neben Stellplätzen für Fahrräder ist auch eine Mobilitätsstation mit Leihautos und Leihrädern angedacht. Während nicht nur die Regierungsfaktionen von CSU und SPD das Projekt begrüßen, sondern auch die Fraktion FDP-Hut-Piraten, der Verband der innenstädtischen Händler City Partner und der ADAC, lehnen es Grüne, Linke, der Bund Naturschutz und Green City entschieden ab.

Das Hauptargument der Gegner lautet: Noch mehr Parkplätze ziehen noch mehr Autos an. "Es existiert bereits eine Großgarage am Marienplatz", sagt Grünen-Chef Brem. "Eine weitere Tiefgarage läuft allen Absichten zuwider, den Autoverkehr in der Altstadt auf ein Minimum zu reduzieren und würde zudem ein völlig falsches verkehrspolitisches Signal setzen." Brigitte Wolf, Stadträtin der Linken, ergänzt: "Eine reine Anwohnergarage wäre okay, aber alles andere ist verrückt." Der Bund Naturschutz weist auf die ohnehin schon viel zu hohen Abgaswerte und die bestehende, enorme Lärmbelastung hin.

Die Befürworter der geplanten Tiefgarage hingegen pochen darauf, dass die Innenstadt auch für den Individualverkehr erreichbar bleiben müsse. "Das Auto komplett zu verbannen, geht an der Lebenswirklichkeit der Menschen vorbei", sagt Stefan Dorner vom ADAC Südbayern. Man müsse es den Menschen selbst überlassen, welches Verkehrsmittel sie wählen. Wolfgang Fischer von City Partner rechnet vor, dass 70 Prozent der Besucher ohnehin schon mit den Öffentlichen oder mit dem Fahrrad in die Innenstadt kämen. Mobilitätseingeschränkte Personen, Städtetouristen oder Menschen, die zum Einkaufen kommen, reisten jedoch weiterhin mit dem Auto an. Fischer hält das unterirdische Parkhaus für "eine sehr interessante Idee". Ihm gefällt, dass man zielstrebig über den Oberanger ein- und ausfahren könnte. Dann wären die engen Straßen weniger mit Parkplatzsuchern verstopft. Dies denkt auch Michael Mattar, Chef der Fraktion FDP-HUT-Piraten: "Die Idee bietet eine hervorragende Möglichkeit, das Hackenviertel von Verkehr zu entlasten." Er hält den Oberanger für ausreichend leistungsfähig, um eine Zufahrt ohne Stau zu ermöglichen. Die CSU-Fraktion argumentiert, dass das geplante Parkhaus schon deshalb keine neuen Autos anziehen werde, weil es in erster Linie ein Ersatz für das Hirmer-Parkhaus sei, das abgerissen werden soll.

© SZ vom 05.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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