Affäre am Thomas-Mann-Gymnasium:Schule sucht neuen Direktor

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Die Stadt sucht einen neuen Direktor für das Thomas-Mann-Gymnasium. (Foto: Michael König)

Ihm wird vorgeworfen, einen Schüler vorab über die Abiturprüfungen informiert zu haben: Nach der Affäre am Thomas-Mann-Gymnasium sucht die Stadt einen neuen Direktor. Dabei laufen die Ermittlungen gegen den suspendierten Schulleiter noch.

Von Melanie Staudinger

Unabhängig davon, wie die Ermittlungen in der Abitur-Affäre am Thomas-Mann-Gymnasium ausgehen: Der vorläufig suspendierte Direktor der städtischen Schule wird offenbar nicht an seinen alten Arbeitsplatz zurückkehren. Die Stadt sucht zum 1. August einen Nachfolger und hat die Stelle jetzt öffentlich ausgeschrieben.

Dem bisherigen Schulleiter wird vorgeworfen, einen Schüler vorab über den Inhalt der Abiturprüfungen im Fach Musik informiert zu haben. Die Stadt untersucht in einem Disziplinarverfahren, ob dem Lehrer ein Fehlverhalten vorzuwerfen sei. Auch die Staatsanwaltschaft ermittelt weiter wegen einer möglichen Verletzung von Dienstgeheimnissen - Ergebnisse gibt es bislang nicht.

Für Anwalt Ulrich Ziegert, der den Schulleiter vertritt, sind diese Nachrichten keine große Überraschung. Die Stadt hätte von Anfang an keinen Hehl daraus gemacht, dass sie seinen Mandanten nicht mehr an das Gymnasium zurücklassen wolle. Seiner Auskunft nach steht das Disziplinarverfahren kurz vor einem Abschluss, da nach Monaten nun alle Zeugen gehört worden seien. Er warte nur noch auf eine abschließende Zusammenfassung der Ermittlungen seitens der Stadt, zu der er dann eine Stellungnahme abgeben dürfe.

"Ich gehe davon aus, dass die Sache längst entschieden ist", sagt Ziegert. Der Anwalt rechnet damit, dass die Stadt beim Verwaltungsgericht beantragen werde, den ehemaligen Direktor aus dem Beamtenverhältnis zu entlassen. Diese Maßnahme kann nur ein Gericht, nicht aber die Stadt als Dienstherr selbst entscheiden.

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Das Personalreferat der Stadt bestreitet hingegen, dass schon Resultate vorlägen. "Wir ermitteln weiter. Es geht fleißig hin und her zwischen uns und Anwalt Ziegert", sagt eine Mitarbeiterin. Wie lange sich das Verfahren noch ziehen werde, könne sie nicht sagen. Noch immer liefen die Befragungen.

Nach Informationen der SZ will die Stadt mit der Suche nach einem neuen Direktor Ruhe in das Schulleben bringen. Selbst wenn der alte Leiter entlastet würde, sei das Verhältnis im Gymnasium zu zerrüttet, als dass er dort wieder arbeiten könne. Sollte er seinen Beamtenstatus behalten, müsste das Bildungsreferat eine neue Position finden, hieß es. Diese wäre aber auch nicht an einer anderen Schule, sondern in der Verwaltung angesiedelt.

Die Geschehnisse am Thomas-Mann-Gymnasium in Fürstenried lassen sich offenbar nur schwer rekonstruieren und reichen teilweise mehrere Jahre zurück. Der Direktor und ehemalige Musiklehrer soll seit mindestens 2011 ein sehr freundschaftliches Verhältnis zu einem Schüler unterhalten und dies auch nicht verheimlicht haben. Aufgrund von zwei aktenkundigen Informationen hierüber hatte das Schulreferat bereits vor zwei Jahren Unterlagen zur Aufklärung des Sachverhalts an das städtische Personalreferat übergeben. Auch Schüler wurden dazu befragt.

Trotz des massiven Verdachts griff die Behörde damals nicht ein. Konsequenzen erfolgten erst, als Korrektoren der Abiturprüfung Hinweise sahen, die nahelegten, dass der Schüler über den Inhalt des Tests vorab informiert war. Sie leiteten seine Antworten an die Ministerialbeauftragte weiter, die eine deutliche Übereinstimmung zwischen dem Text des Schülers und dem des Erwartungshorizonts festgestellt habe, wie das Kultusministerium bereits im August mitteilte. Zudem war während der Prüfung aufgefallen, dass der Schüler die Klausur in kürzester Zeit geschrieben und unmittelbar nach Austeilen der Aufgaben mit dem Schreiben begonnen hatte.

Im Raum steht daher der Vorwurf, dass der Schulleiter dem Schüler Aufgaben und Lösungstext zugänglich gemacht haben soll. Beide bestritten dies von Anfang an vehement - genauso wie einen sehr persönlichen Kontakt, der über eine fachliche pädagogische Betreuung hinausgeht. Für Ziegert steht fest: Seinem Mandanten solle etwas angehängt werden. Das sei eine üble Schmutzkampagne, sagte er. Systematisch würden unhaltbare Anschuldigungen zusammengesucht, die den Schulleiter belasten sollen.

© SZ vom 03.05.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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