Theater Hoch X:Auer Audiogramm

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Die Performerin Ruth Geiersberger im Theater "Hoch X". (Foto: Hoch X)

Aus dem ehemaligen i-Camp ist das Hoch X geworden.

Von Jennifer Gaschler

In der Au am Kolumbusplatz, neben einem Jugendwohn- und einem Altersheim, versteckt sich eine der spannendsten Bühnen, die München zu bieten hat: Unter dem Namen "i-Camp" hat es die kleine freie Spielstätte allerdings nie ganz auf den Radar der Theaterfans geschafft. Das soll sich nun vom Samstag, 17. September, an unter neuem Namen und mit einer Quadriga erfahrener Kunstschaffender ändern. Ulrich Eisenhofer, Ute Gröbel und Benno Heisel übernehmen gemeinsam die künstlerische Leitung, Susanne Weinzierl den Posten als Geschäftsführerin. Ensemblefrei und ohne künstlerische Kuration soll das Theater Hoch X eine "Infrastrukturmaßnahme" werden. Hintern dem blechernen Ausdruck steckt ein ausgeklügeltes Konzept: Freie Künstler und Kollektive können dort Performances, Theater und Live Art zeigen, bekommen organisatorische Unterstützung und Probenraum. Künstler geben wiederum Workshops für andere Künstler. Die Stadt München subventioniert mit 200 000 Euro jährlich und übernimmt die Mietkosten.

Der Name selbst zeugt von Transparenz: Mit einer Potenzzahl gibt jede Produktion an, wie viele Arbeitsstunden in ihr stecken. Da wäre etwa 2⁹: In einer szenische Installation zeigt Regisseurin Clara Hinterberger am Eröffnungswochenende die Au im Wandel der Zeit - und die wechselhafte Geschichte des 120 Jahre alten Gebäudes. Aus Straßeninterviews, Instrumentalstücken und Gesang entsteht so ein "Audiogramm", ein Sinnbild für Veränderung und Stillstand.

Um einen Einblick in das breite Spektrum des Spielplans zu geben, zeigt das neue Theater auch gleich zu Beginn "lost yesterdays" (2¹⁰). Darin lotet das Tanzkollektiv "inter:ference" gemeinsam mit der Performerin Ruth Geiersberger aus, was bleibt, wenn die Demenz kommt. Am Sonntag, 18. September, steht das Theater selbst im Vordergrund, das junge Team gewährt Blicke hinter die Kulissen, zeigt die Umbauten und erläutert den Spielplan.

Doch damit nicht genug: das neue Team hat sich auch vorgenommen, die Kräfte der freien Münchner Szene zu bündeln. Im Herbst geht etwa eine Homepage aller freien Theater online, mit gemeinsamem Spielplan, Informationen zu Künstlern und Spielstätten. Für die oft übersehene und unübersichtliche Szene beinahe eine Revolution.

Theater Hoch X, Neueröffnung am Sa., 17. Sep., (ausverkauft), So., 18. Sep., ab 15 Uhr: Blick hinter die Kulissen, 19.30 Uhr: "lost yesterday" und "Audiogramm. Eine Stadtteilkomposition", Entenbachstraße 37, t 20 97 03 21

© SZ Extra vom 15.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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