Teurer Schnee:Der Winter kostet mehr als 20 Millionen Euro

Lesezeit: 2 min

Der Münchner Winterdienst kommt nicht zur Ruhe und kostet immer mehr Geld. Doch das Schneechaos hat noch schlimmere Folgen: Verkehrsunfälle, Verletzungen und Stürze auf dem Eis halten Polizei und Ambulanzen auf Trab.

Christiane Jekeli und Berthold Neff

Das Chaos hat Freitag um 6 Uhr morgens begonnen. In und um München begann es heftig zu schneien. Binnen kurzem wurden Straßen und Bürgersteige zu Rutschbahnen.

Großeinsatz am Flughafen München. (Foto: Foto: ap)

Hochbetrieb herrschte in den Unfallambulanzen vor allem wegen gestürzter Fußgänger. Der Winterdienst kostete bisher bereits mehr als 20 Millionen Euro.

Die Straßen in und um München bleiben auch weiterhin glatt, der Winter lässt den Asphalt nicht los. So kam es am Freitag zwischen 6 und 12 Uhr im Stadtgebiet und im Landkreis München zu 125 Unfällen wegen Glatteis.

Bei den meisten handelte es sich nur um Blechschäden. Doch die Zahl sei erheblich, so Polizeisprecher Christoph Reichenbach. "Nur zum Vergleich: Letzten Freitag, als das Wetter noch etwas besser war, hatten wir gerade mal 39 Unfälle im Stadtgebiet.

Außerdem wurden ja auch die Unfälle, bei denen die Polizei nicht gerufen wurde, nicht mitgezählt. Da gab es bestimmt noch mehr."

Auch für die Fußgänger auf Münchens Straßen wird jeder Marsch immer noch zum Abenteuer. Täglich werden Sturzopfer in die Krankenhäuser der Stadt eingeliefert. So auch ins Krankenhaus München-Harlaching.

"Heute Vormittag hatten wir bereits fünf Patienten mit Sturzverletzungen bei uns. Drei davon müssen operiert werden," erzählt der Arzt Michael Ziegler von der chirurgischen Ambulanz in Harlaching am Freitag. Die häufigsten Verletzungen seien Speichenbrüche am Unterarm, Schulter- und Wirbelbrüche.

Besonders betroffen vom Glatteis seien ältere Menschen, insbesondere Frauen, die an Osteoporose leiden. "Bei den Jüngeren brechen die Knochen beim Hinfallen nicht so leicht," so Ziegler.

Wären die Münchner, ab und zu von der wärmenden Sonne unterstützt, mit Schaufel und Schneeräumfahrzeugen nicht so fleißig gewesen, läge die Stadt jetzt unter einer 1,23 Meter hohen Schicht aus Schnee - das freitägliche Schneetreiben noch gar nicht eingerechnet.

Für eine Großstadt, in der es stets deutlich wärmer ist als im Umland, ist das ein "ziemlich beachtlicher Wert", sagte gestern Horst Schiller, Chef des städtischen Winterdienstes. Da für Samstag weitere Schneefälle erwartet werden, hat er für die kommende Nacht den Schichtbeginn um zwei Stunden von vier auf zwei Uhr vorgezogen.

Die Statistik, die der oberste Chef der städtischen Winter-Räumdienste führt, macht aber auch deutlich, dass dieser Winter für die Stadt zum teuren Missvergnügen wird.

Bereits am Mittwoch, der mit 329164 Euro zu Buche schlug, kletterten die Gesamtkosten des Winterdienstes über die Marke von 20 Millionen Euro. Der Donnerstag brachte mit 171180 Euro eine leichte finanzielle Entspannung für die notorisch klamme Stadtkasse.

Dafür war am Freitag das gesamte Personal im Einsatz. Wie teuer dieser Tag die Stadt kommt, wird erst am Ende der Schicht klar sein, die morgens um vier Uhr begann und bis 22 Uhr dauert, sagte Baureferats-Sprecherin Dagmar Lezuo.

Da jedoch alle 616 Schneeräumfahrzeuge und der Großteil der etwa 1120 Mitarbeiter im Einsatz waren, dürfte dieser Tag weit über der 300000-Euro-Marke liegen. Insgesamt kommt dieser Winter die Stadt bisher noch etwas günstiger als jener des Vorjahres, der zwar später begann, sich aber ebenfalls weit ins meteorologische Frühjahr hinzog und unterm Strich dann 28,3 Millionen Euro teuer war.

Der Winterdienst auf den Autobahnen war am Freitag nur eingeschränkt möglich. Wegen des Streiks im öffentlichen Dienst und damit in den Autobahnmeistereien München-Nord in Freimann und Freising räumten und streuten die Straßenwärter nur mit 12 statt 16 Fahrzeugen, darunter sechs von privaten Unternehmern. Sollte es weiter schneien, versichert die Gewerkschaft Verdi, dass für einen Notdienst gesorgt sei.

© SZ vom 4.3.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: