Tempo 100 und Vollbremsung:Verfolgungsjagd im Drogenrausch

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Ein 25-Jähriger flieht im Marihuana-Rausch vor der Polizei: Vor Gericht bleibt es bei einer Bewährungsstrafe.

Alexander Krug

Thomas D., 25, kifft gerne, und mit dem Gesetz nimmt er es auch nicht so genau. So war es für ihn keine Frage, sich auch ohne Führerschein das Auto des Schwagers zu schnappen, um einen Freund zu einem gemeinsamen Joint zu besuchen. Er habe es eben gerne "bequem", sagt er, die öffentlichen Verkehrsmittel seien ihm ein Gräuel. Dass ihn diese Bequemlichkeit einmal auf die Anklagebank im Amtsgericht führen könnte, daran dachte er wohl nicht im Traum.

Thomas D. fuhr nach einem Joint mit dem Auto zu einem Freund - und wurde erwischt. Eine Bewährungsstrafe und Sozialstunden sind die Folge. (Foto: Foto: ddp)

Am 28. Juli vorigen Jahres zuckelte Thomas D., noch angenehm berauscht von der Wirkung des Marihuanas, durch Hartmannshofen. Zu seinem Verhängnis wurde ihm, dass er auf der Lechelstraße ausgerechnet einem Polizeiwagen die Vorfahrt nahm. "Den kontrollieren wir mal", meinte ein Beamter - ohne zu ahnen, welch wilde Verfolgungsjagd gleich beginnen sollte. Denn als die beiden Polizisten ausstiegen, um Thomas D. zu befragen, gab der Vollgas. "Das war wie im Film", erzählt Polizist Markus M., "das war bisher das erste und einzige Mal, dass ich so etwas erlebt habe."

Zunächst schaltete Thomas D. die Scheinwerfer aus und jagte mit Tempo 100 durch die Straßen. Als er seine Verfolger dennoch nicht los wurde, versuchte er es mit Vollbremsungen. Doch den Beamten gelang es jedes Mal, knapp eine Kollision zu verhindern. Schließlich gab Thomas D. entnervt auf, stoppte sein Auto und versuchte, zu Fuß weiter zu flüchten. Weit kam er nicht, ein Beamter stellte ihn und bemerkte auch noch, wie der 25-Jährige ein Päckchen (mit Marihuana, wie sich hinterher herausstellte) wegwarf.

"Ich weiß auch nicht, was mich da geritten hat", gibt der Angeklagte zerknirscht zu Protokoll. "Ich wollte einfach nur abhauen." Polizist M. ist noch immer perplex. Der Angeklagte sei so schnell durch die engen Gassen gerast, dass ihm als Beifahrer bei der Verfolgung Angst und Bange geworden sei. "Wäre ich gefahren, ich hätte ihn nicht verfolgt. Mir war das zu gefährlich", räumt er freimütig ein.

Eine "letzte Chance"

Thomas D. entschuldigt sich in aller Form, der Polizist nimmt es entspannt: "Schon okay." Weniger gelassen reagiert der junge Staatsanwalt. Er fordert eine 26-monatige Gefängnisstrafe. Der Angeklagte sei erst Ende 2007 wegen Trunkenheit im Verkehr verurteilt worden, damals habe er auch seinen Führerschein abgeben müssen. Laut Gutachten sei er zudem ein "heavy user", also einer, der intensiv und regelmäßig Drogen konsumiere.

Der Amtsrichter und die beiden Schöffen wollen Thomas D., der eine kleine Tochter hat und derzeit arbeitslos ist, noch einmal eine "letzte Chance" einräumen. Das Urteil: Zwei Jahre Haft mit Bewährung, allerdings mit strengen Auflagen. Der 25-Jährige muss 250 Stunden gemeinnützige Arbeit ableisten, an einem Abstinenzprogramm teilnehmen und sich regelmäßig einem Drogentest unterziehen. Beim ersten Joint, warnt der Amtsrichter, sei die Bewährung futsch. Ob Thomas D. das begriffen hat, wird sich zeigen. Nach eigener Aussage kifft er gelegentlich immer noch.

© SZ vom 05.06.2009/dab - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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