Technische Universität:Schlechte Luft

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Forscherin Jia Chen misst klimaschädliche Gase auf dem Dach der TU. (Foto: oh)

Forscher untersuchen hohe Methanwerte während der Wiesn

Zur Wiesnzeit ist es auf dem Festgelände nicht nur wärmer als rundherum, es steigt auch die Konzentration des Klimagases Methan. Forscher der Technischen Universität (TUM) hatten im vergangenen Jahr zum Oktoberfest gemessen und dabei im Schnitt sechsfach erhöhte Werte gegenüber der Zeit vor oder nach dem Volksfest entdeckt. Am Wochenende waren die Werte sogar achtfach erhöht. "Das war die erste Untersuchung für Methan-Emissionen bei einem Volksfest", sagte die Studienleiterin und TUM-Professorin für Umweltsensorik, Jia Chen.

Die Forscher hoffen nun, den Ursachen weiter auf die Spur zu kommen und daraus Maßnahmen zu entwickeln, die Emissionen zu senken. Zum Beginn der Wiesn startete Chen mit ihrem Team eine nach ihrer Aussage bisher weltweit einmalige Messung von Klimagasen. Die Forscher wollen dabei in den nächsten Jahren mit einem Netzwerk von fünf Stationen, die auf dem Dach der TU sowie in den umliegenden Gemeinden Oberschleißheim, Gräfelfing, Feldkirchen und Taufkirchen liegen, fortlaufend Kohlendioxid, Methan und Kohlenmonoxid erfassen. Die Konzentration der Treibhausgase soll nicht nur punktuell am Boden, sondern mit optischen Methoden in der gesamten Luftsäule bis zu 80 Kilometer über dem Messpunkt am Boden erfasst werden. Zusammen mit Wetter- und Winddaten soll ein genaues Profil erstellt werden, wo die Quellen der Gase sind und wie sie sich über der Stadt verteilen. "Es ist wichtig, die Auswirkungen der Klimaschutzmaßnahmen messtechnisch zu beurteilen, um den Klimawandel besser zu verstehen und das Klima sinnvoller zu schützen", sagte Chen. "Man muss das gesamte Bild verstehen."

Für genaue Erkenntnisse sei es noch zu früh, erklärt Chen, man könne jedoch nach der ersten Woche schon sagen, dass die Konzentration in diesem Jahr ähnlich hoch sei wie 2018. Das Treibhausgas Methan beschleunigt die Erderwärmung über 100 Jahre gemittelt 34 Mal stärker als Kohlendioxid. Seit 2007 nimmt der weltweite Methan-Ausstoß zu, ohne dass die Gründe ganz klar sind. Zu den wahrscheinlichsten Quellen für das Methan auf dem Oktoberfest gehören den TUM-Forschern zufolge wohl die Gasgrills und Heizstrahler. Hinzu kämen Gasverluste aus Leitungen.

Auch Abwasser aus der Gastronomie und aus den Toiletten war zunächst im Verdacht. Doch hier sind die Forscher einen Schritt weiter. "Das ist nicht der wahrscheinlichste Grund", sagt Chen. Um die Quellen weiter zu prüfen, werden die Wissenschaftler während der Wiesn auch Luftproben in Zelten entnehmen.

© SZ vom 28.09.2019 / dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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