Technik-Geschichte:Die vielen Geheimnisse um Nummer 9

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Da schau her: Der kleine Transistor - hier bewundert von Museumschef Wolfgang Heckl (links) und Hans-Joachim Schulze von Infineon - lag viele Jahre daheim bei einem Mitarbeiter in einer Streichholzschachtel. (Foto: Stephan Rumpf)

Im Deutschen Museum ist seit Donnerstag einer der weltweit ersten Transistoren zu sehen

Von Merlin Gröber

Der neue Star der Ausstellung Mikroelektronik im Deutschen Museum ist fingernagelgroß, schwarz und gilt als eine der wichtigsten Erfindungen des 20. Jahrhunderts: der Transistor. "Ohne Transistor gäbe es die Elektronik, wie wir sie heute kennen, nicht", sagt der Generaldirektor des Deutschen Museums, Wolfgang Heckl. Transistoren sind kleine elektronische Halbleiter-Bauelemente, die zum Steuern von Spannung und Strömen benötigt werden, beispielsweise als Ein- und Aus-Schalter. Der Transistor im Deutschen Museum mit der Nummer 9 ist ein ganz besonderer: Er gilt als einer der ersten funktionsfähigen Transistoren überhaupt.

1952 gelangte das schwarze Bauteil in einer Streichholzschachtel aus den USA in die Bundesrepublik - nur vier Jahre, nachdem die neue Technologie in den USA erfunden worden war. Siemens-Ingenieure hatten den Transistor von amerikanischen Kollegen bekommen, damit sie die neue Technologie als Lizenznehmer verwenden konnten. Bevor die vier Ingenieure die neue Technik kennenlernen durften, mussten sie sich zu strikter Geheimhaltung verpflichten. Die USA hatten die Entwicklung von Transistoren mit Staatsgeld finanziert und wollten unbedingt verhindern, dass Informationen darüber in die Hände des feindlichen Ostblocks gelangen. Auf der anderen Seite waren die USA an Lizenzabnehmern interessiert. In einem Symposium im Mai 1952 stellten die amerikanischen Wissenschaftler schließlich 160 Kollegen aus den westlichen Ländern die Ergebnisse vor.

"Radiowecker, Herd, Kaffeemaschine. All diese Geräte würden ohne Transistoren nicht funktionieren", sagt Hans-Joachim Schulze aus der Entwicklungsabteilung der Firma Infineon. "Transistoren begleiten uns also den ganzen Tag." Der neue Transistor im Deutschen Museum ist eine Leihgabe des in Neubiberg ansässigen Technologie-Konzerns, der 1999 entstand, als Siemens sein Halbleitergeschäft ausgliederte.

Im Laufe der Jahre und Jahrzehnte geriet das kleine Bauelement mit der handgeschriebenen Nummer neun auf der Oberseite in Vergessenheit - bis zum Jahr 2006. Ein langjähriger Siemens-Mitarbeiter im Ruhestand hatte das unscheinbare Halbleiter-Bauelement zu Hause aufbewahrt und wiederentdeckt. Der Mann übergab es dem Historischen Archiv von Infineon, das es nun wiederum dem Deutschen Museum zur Verfügung stellt. "Mir war es wichtig, diesen Schatz zusammen mit anderen wichtigen Elektronik-Exponaten möglichst schnell auszustellen", sagt Max Rößner, der für dieses Thema zuständige Kurator des Museums. Das kleine schwarze Bauteil kann in der Ausstellung Mikroelektronik auf der Empore über der Informatik im dritten Stock besichtigt werden. 2020 wird dort die neue Dauerausstellung Elektronik eröffnet.

© SZ vom 18.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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