Tarifreform:Umstrittene MVV-Flatrate

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Fahrgastverband begrüßt Pläne, aus dem Landkreis kommt Protest

Einfacher und gerechter, oder gleich beides: Die Debatte, wie die künftigen MVV-Tarife aussehen sollen, wird wohl noch eine Weile anhalten. Der jetzt bekannt gewordene Vorschlag, einen Zeitkartenpreis für das ganze Stadtgebiet einzuführen, ist noch lange nicht beschlossen. Eine solche Flatrate brächte für viele Stadtbewohner Vorteile, für Pendler aus dem Umland aber voraussichtlich Mehrkosten. Gerade im Landkreis München, der eng mit der Stadt verwoben ist, wird Kritik laut. "Das ist eine rein Münchner Lösung", sagt Kirchheims Bürgermeister Maximilian Böltl. "Wenn das so kommt, werden die Menschen in der Region nicht auf den ÖPNV umsteigen." Sein Ismaninger Amtskollege Alexander Greulich fordert, einen einheitlichen Tarifraum aus Stadt und Landkreis München zu bilden.

Die Aktion Münchner Fahrgäste steht dagegen einer einheitlichen Preisgestaltung bei Zeitkarten für das Münchner Stadtgebiet aufgeschlossen gegenüber. Stefan Hofmeir, Sprecher des Fahrgastverbandes, hofft, dass die neue Tarifstruktur die Münchner dazu animieren kann, aufs Auto zu verzichten. "Bei einem Innenraum-Zeitkarten-Pflichtabo werden den MVV noch mehr Menschen nutzen, als sowieso schon in der schnell wachsenden Stadt prognostiziert", glaubt Hofmeir. Würde die neue Flatrate tatsächlich so eingeführt, wäre das für ihn nicht nur ein verkehrspolitisches Signal, sondern auch ein umweltpolitisches.

Einen Haken sieht Hofmeir allerdings bei der Sache: Die öffentlichen Verkehrsmittel sind ohnehin schon gut voll und während der Stoßzeiten zuweilen überfüllt. Wer die neue Flatrate beschließe, so Hofmeir, sollte gleich "für die dafür notwendigen massiven infrastrukturellen und betrieblichen Erweiterungen Geld bereitstellen". Dringend brauche die Stadt zum Beispiel einen funktionierenden Zwei-Minuten-Takt auf den Innenstadt-U-Bahnlinien, die neuen Trambahn-Tangenten im Norden und Westen sowie Streckenerweiterungen der Tram. Weiterhin wünscht sich der Fahrgastverband zusätzliche Expressbuslinien. "Nicht zu vergessen die S-Bahn-Ausbauten auf den Außenstrecken", so Hofmeir. Sollte eine Innenraum-Flatrate eingeführt werden, sollte diese auch für die Schüler gelten. "Aus dem Ausbildungstarif muss eine Art pauschales Schul- und Freizeitticket werden, das der Freistaat finanziert."

© SZ vom 10.08.2017 / müh, schub - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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