Das Leben müsste sein wie in Fernsehserien. Wir wären reich, schön, gebildet und unglaublich witzig. Und wir würden uns über Nerds wie in The Big Bang Theory amüsieren, die zwar sozial kaum mit anderen Menschen kompatibel sind, dafür aber mit unfassbarem Wissen glänzen. Nun: Leider ist die Realität ein bisschen anders als das Fernsehen. So müssen wir am Reichsein noch arbeiten. Aber die Nerds, die findet man auch in echten Bars.
Exotische Drinks aus Bier und Tee, Rentner in Frauenkleidern und Barkeeper im Bademantel: In München haben mal wieder ein paar neue Clubs eröffnet - wie das glitzernde Glam oder der Liveclub Milla.
Wenn sie manchmal eine Pause von der Quantenphysik brauchen, reden sie über eher irdische Dinge. Sehr beliebtes Thema mit viel Schwafelpotenzial ist zum Beispiel Whisky - und dessen unüberschaubare Sortenvielfalt.
Wird man von einem Nerd beim Whisky-Trinken erwischt, textet er einen zu mit Sachen wie: Der 16 Jahre alte Lagavulin ist im Abgang wie die Umarmung eines Bären, der zehn Jahre alte Laphroaig hingegen schmeckt eher medizinisch, mit Anklängen von Teer und Phenol, und und und. Schon klar: Bären umarmt man wohl eher selten, und auch Teer schleckt selbst der nerdigste Nerd nicht von der Straße, um herauszufinden, wie der so schmeckt. Solche Fachphrasen kennt er aus auswendig gelernten Nachschlagewerken.
Nun sind Bars manchmal recht enge Orte mit wenig Fluchtmöglichkeiten. So bleibt einem dann nichts anderes übrig, als an seinem Whisky zu nuckeln und den Vorträgen zuzuhören, in der Hoffnung, dass der Referent sich irgendwann mal verabschiedet.
Wären wir in einer Serie, hätte uns längst ein Model aus den Fängen des Schwätzers befreit. Und wären wir nur Zuschauer, hätten wir längst die rote Taste der Fernbedienung gedrückt. Aber das wahre Leben ist manchmal so grausam, dass es sich auch mit dem besten schottischen Hochprozentigen nicht mehr schöntrinken lässt.