SZenario:Mit 80 die Hüfte schwingen

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Der deutsche Elvis: Peter Kraus (rechts) zeigt 1956 mit Freunden eine rasante Rock 'n' Roll-Darbietung. (Foto: Horst Schaefer/dpa)

Rock 'n' Roll und gute Sitten: Peter Kraus lädt am Montagabend zu seinem Geburtstagsfest. Musiker, Schauspieler, Sportler und Moderatoren kommen - und alle schwärmen vom "größten Idol unserer Zeit"

Von Thomas Becker

Peter Siegfried Krausenecker muss schon genau hinschauen, wer da gerade die Treppe runterkommt, um ihm um den Hals zu fallen. "Ich seh' gar nix mehr vor lauter Blitzlicht", stöhnt der Jubilar. Tja, selbst schuld. Wer sich so viel Prominenz einlädt, kommt halt unter 50 Blitzlichtgewittern nicht weg. Sei's drum, 80 wird man ja nur ein Mal.

Schwarz auf weiß prangt die Zahl auf der Einladung zur Geburtstagsfeier. Besser gesagt auf einem AC Ace Bristol D2. An diesem Traum von einem Cabriolet lehnt der Jubilar in Lederjacke, cool wie eh und je, und blickt ins Ungefähre - auf die Idee, dass die 80 sein Alter anzeigen könnte, kommt man gar nicht. Wie auch? Der Mann hüpft ja immer noch hüftschwingend über die Bühne, fährt Ski und Wasserski, springt Trampolin, fährt Kanu und Oldtimer-Rallyes.

Glaubt man Alfons Schuhbeck, dauert die Karriere von Kraus tatsächlich schon mehr als 60 Jahre: "Wir sind damals zu Fuß von Traunstein nach Ruhpolding gelaufen, um ihn zu sehen. Aber dann sind wir gar nicht ins Kurhaus reingekommen, mussten vom Fenster aus reinlugen." Zehn war er damals, im Mai wird er 70, "in der Jugend des Alters", wie er sagt, von Ruhestand auch bei ihm keine Spur. Obwohl: "Mit 90 mach' ich dann halbtags", sagt er und lacht sein Schuhbeck-Lachen. Der Gastgeber der Geburtstagssause - gefeiert wird im opulent-barocken Keller der Südtiroler Stuben - spricht in höchster Anerkennung über Kraus: "Er war unfassbar erfolgreich - das muss man in Deutschland erst mal hinkriegen. Und er hat das gnadenlos durchgezogen, immer seine Figur gehalten - er war halt oft bei uns essen." Er lacht. Egal, mit welchem der rund 70 Gäste man spricht, der Tenor ist der selbe: Was für eine Granate. Christian Neureuther schwärmt: "Er ist vielleicht das größte Idol unserer Zeit. Durch ihn bin ich zum Schlager gekommen. Dann hat er Rock 'n' Roll gemacht. Und heute schwingt er noch die Hüfte, dass ich nur sagen kann: Peter, du bist der Hammer! Und Vorbild: immer positiv, immer fröhlich, immer Sport und Bewegung zugetan. So ein normaler Mensch, so geerdet!" Mit der damals schwangeren Rosi Mittermeier ("Das haben wir aber versteckt, unterm Anorak") nahm er an der Peter-Kraus-Show in Seefeld teil: "Mit Toni Sailer! Wir waren die Outsider, keine Schauspieler, keine Sänger, nur Skifahrer", erzählt die Gold-Rosi.

Peter Kraus (hier mit seiner Frau Ingrid) hat am Montag mit zahlreichen Gästen seinen 80. Geburtstag gefeiert. (Foto: Florian Peljak)

Auch die Abteilung Schauspiel ist bei der Geburtstagsfeier zahlreich vertreten: Bibi Jones, Conny Froboess, Michaela May. Letztere kommt mit einer Rose und erzählt ihre Geschichte: "In den Siebzigerjahren habe ich am Nymphenburger Kanal gewohnt, als mich Peter mit einem offenen roten Flitzer abgeholt hat, ich glaube, es war ein Jaguar. Ehrlich gesagt habe ich mich mehr für Peter als für das Auto interessiert. Was für ein galanter Gentleman - und das ist er geblieben!" Auch Ellen Kessler schwärmt: "1960 waren wir bei Polydor in Paris, haben im George V gewohnt und Paul Anka getroffen. Der wollte immer mit einer von uns was anfangen und hat den Peter gefragt: ,Kann ich die mal kennenlernen?' Aber der meinte: ,Nee, die gehört zu mir!' Dann hat Anka mich mit meiner Schwester verwechselt, und Peter bügelte ihn wieder ab: ,Nee, das ist die, die zu mir gehört.'"

So geht das den ganzen Abend. Schade, dass Udo Lindenberg und Otto Waalkes absagen mussten. Dafür dabei: Hans Joachim Stuck, Frank Elstner, Mary Roos, Otto Retzer, Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt und Franz "Bulle" Roth, dem auch kein Mensch abnimmt, dass er bald 73 wird. "Peter war unser Idol", sagt er, "ein toller Mensch, damals schon, jetzt auch noch. Und er ist geblieben, wie er war - das schafft nicht jeder."

Günther Sigl schon. Der ewige Frontman der Spider Murphy Gang hat oft mit Kraus musiziert, an diesem Abend belassen es die beiden bei einem kurzen "Sugar-Sugar-Baby". "Er ist der deutsche Elvis", sagt Sigl, "und mein Vorbild, so fit wie der noch ist." Dass die dritte oder vierte Abschiedstournee im Oktober wirklich die letzte von Kraus ist, glaubt er nicht: "Mia brauchn des ois Künstler einfach. Mir daadn ja glatt verdurschtn ohne unsern Rock 'n' Roll. Die drei Fuaßballer von de Bayern schickens mit Dreißge in Rente, und mir spuin mit Neunzge no." Darauf einen Dujardin.

© SZ vom 20.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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