SZ-Serie: Münchner Chefzimmer, Folge 14:Alles in Ordnung

Lesezeit: 2 min

Im Büro von Bernd Schreiber, Präsident der Bayerischen Schlösserverwaltung, sind Möbel und Bilder symmetrisch arrangiert. Der Schreibtisch ist aufgeräumt, im Schrank dahinter ein Geheimversteck. Vom Fenster kann Schreiber in den Schlosspark Nymphenburg blicken. Zeit zum Lustwandeln hat er allerdings selten. Ein Besuch

Von Martina Scherf

Man hätte sich das Büro des Schlossherrn vielleicht ein wenig größer und barocker vorgestellt. Aber Schlossherr sei er ja auch gar nicht, betont Bernd Schreiber, sondern "nur" Verwaltungschef. Dennoch: Als Präsident der Bayerischen Schlösserverwaltung ist er Herr über 45 Schlösser, dazu Museen, Gärten und Seen und Chef von 1000 Mitarbeitern, die sich um den Erhalt und die Pflege der Kulturdenkmäler kümmern. Gemessen am Prunk der einstigen Hausherrn ist sein Arbeitszimmer im Südflügel von Schloss Nymphenburg also recht bescheiden. Auch befindet es sich nicht im historischen Schloss, sondern in einem Anbau aus den 1980er-Jahren.

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(Foto: Stephan Rumpf)

Das Büro von Bernd Schreiber ist stets aufgeräumt, und die Biedermeiermöbel sind symmetrisch angeordnet. Das Bild hinter seinem Schreibtisch zeigt einen französischen Kronprinzen. Es hängt nur dort, weil es so gut in die Lücke gepasst hat.

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(Foto: Stephan Rumpf)

In den Glasvitrinen liegen Akten - die alten Buchrücken sind nur eine optische Täuschung. In einem kleinen Geheimfach hat Bernd Schreiber Kekse und Nüsse versteckt.

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(Foto: Stephan Rumpf)

An der Wand hängt ein Porträt von Ludwig I., "unser bester König", sagt der Verwaltungspräsident. Darunter Fotos von wichtigen Begegnungen, mit Horst Seehofer und Angela Merkel etwa.

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(Foto: Stephan Rumpf)

Die Katze haben ihm Freunde geschenkt.

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(Foto: Stephan Rumpf)

Die Tasse stammt aus der Nymphenburger Porzellanmanufaktur.

Was gleich auffällt: die Ordnung. Möbel und Bilder sind symmetrisch angeordnet. Die Kronleuchter im Raum sind Nachbildungen, die Möbel echtes Biedermeier. Sie standen einige Zeit in der bayerischen Vertretung in Brüssel, und als sie dort raus mussten, nahm Schreiber das Angebot, sie in sein Büro zu stellen, gerne an, erzählt er. "Sonst wären sie im Depot gelandet." An der Wand hinter dem Schreibtisch stehen zwei Bücherschränke. Die Glastüren sind mit Trompe-l'oeil-Tapeten bedeckt, die Buchrücken vortäuschen. "Das war damals so üblich", sagt Schreiber. Wenn man die Türen öffnet, kommen schnöde Akten zum Vorschein. Und ein kleines Geheimfach, in dem Schreiber ein bisschen Kraftnahrung versteckt: Kekse und Nüsse.

Rechts und links an den Wänden stehen kleine Beistelltischchen mit Fotos. Auf der einen Seite Erinnerungen an "Momente, die mir wichtig sind": zum Beispiel Schreiber zusammen mit Horst Seehofer und Angela Merkel im Bundeskanzleramt. Sie haben damals die Zwei-Euro-Münze mit dem Abbild von Schloss Neuschwanstein vorgestellt. Die Berliner hatten ursprünglich die Münchner Frauenkirche vorgeschlagen, erzählt Schreiber. "Aber die Frauenkirche als Symbol für ganz Bayern? Unmöglich!" Er schlug Neuschwanstein vor, der Ministerpräsident fand die Idee gut, und so wurde die Münze dann auch geprägt.

Bernd Schreiber, Chef der Bayerischen Schlösser und Seenverwaltung. (Foto: Stephan Rumpf)

Daneben das Foto eines bedeutenden Sponsors am Cello. Er gibt gelegentlich Konzerte im Haus, die Spenden kommen dem Schloss zugute. Und ein Foto mit dem Präsidenten des Bundesverfassungsgerichts, Andreas Voßkuhle, im Schloss Herrenchiemsee. Dort hatte 1948 der Verfassungskonvent getagt, der die Grundlagen für das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland formulierte. "Ich empfinde es als großes Glück, dass wir dieses Grundgesetz haben, mit Artikel 1: Die Würde des Menschen ist unantastbar", sagt der Jurist Schreiber.

An der Wand über den Fotos hängt ein Porträt von Ludwig I. - "unser bester König", sagt Schreiber. Der Kunstmäzen habe München zu dem gemacht, was es heute ist. Im Revolutionsjahr 1848 dankte er ab, nachdem die Begünstigungen an seine Mätresse Lola Montez zunehmend auf Missfallen im Volk gestoßen waren. An der Wand gegenüber Ludwigs Bruder Karl, der nicht standesgemäß geheiratet hatte und deshalb auf den Thron verzichtete. Er war Oberbefehlshaber der Bayerischen Armee im Krieg gegen Preußen.

Auf dem Tischchen darunter stehen Fotos von Schreibers Familie, seiner Frau, seiner beiden Töchter und seines verstorbenen Vaters. Daneben liegt das historische "Handbuch für die Beamten-Carriere". Manchmal findet Bernd Schreiber lustige Zitate darin, die er dann in seine Reden einbaut.

Der Schreibtisch ist aufgeräumt. Ein paar Akten, eine Kaffeetasse aus einer Kollektion der Nymphenburger Porzellanmanufaktur, eine Tonkugel aus dem Bienenschutzprojekt des Umweltministeriums. Die Schlösserverwaltung kooperiert mit dem Ministerium beim Artenschutz in den Schlossgärten und Parks.

Vom Fenster blickt in er in den Schlosspark. Zeit zum Lustwandeln hat er selten, "aber wenn mich etwas ärgert, geh ich schon mal eine Runde raus. Das beruhigt."

© SZ vom 10.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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