SZ-Redaktion:Einst und jetzt

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In den ersten Jahren der SZ im Landkreis, schrieben noch Freizeitjournalisten. Viel später folgte die technische Revolution.

Von Karlheinz Jessensky, Moosburg

Als 1977 die Regionalausgaben der SZ das Licht der Welt erblickten, brauchte es natürlich Geburtshelfer und vor allem Nachwuchs. Etwa eine Handvoll Aspiranten waren wir, die Michael Seidl im Auftrag des ersten Redaktionsleiters Fred Holzhammer für den Bereich Moosburg eingesammelt hatte. Keiner hatte je eine Journalistenschule besucht oder gar ein einschlägiges Studium hinter sich. Jeder konnte, angesichts seines Hauptberufs, nur in der Freizeit schriftstellerisch tätig werden, bildete sich aber ein, dies schon einigermaßen zu können.

Am Anfang sollte über alles berichtet werden, nur eben nicht im Stil eines Kasblattls. Die Defizite traten schnell zutage, und die beiden Jungredakteure Rainer Rutz und Thomas Eyrich halfen da schon recht drastisch auf die Sprünge. Irgendwie wurde es immer besser, man merkte es selbst, bekam auch schon gelegentlich Lob oder gar Anerkennung.

Aus der Startmannschaft, zu der auch der spätere Ministerialdirigent Toni Schmid gehörte, gibt es jetzt nur noch mich. In der Hauptsache war ich für die Stadtratspolitik in Moosburg zuständig, musste und durfte dann aber auch das gemeindliche Umfeld beackern. Mauern, Hörgertshausen, Wang, Gammelsdorf, Haag, Zolling und dann auch Langenbach, das zu meiner zweiten Heimat wurde. Das ging natürlich nur mit Reibungen: In manchem Gemeinderat war man verwundert, dass da plötzlich "die Presse" anwesend war, glichen doch Sitzungen oft Stammtischen.

Doch man kam sich gegenseitig näher, fasste auch Vertrauen, ohne in Verbrüderung abzugleiten. Und irgendwann war man beim Du und einer achtete des anderen Aufgabe. Von allen Gemeinden habe ich im Verlauf der Jahre Ehrenkrügerl bekommen, und das in einer Zeit, in der Lob selten geworden ist. Der einstige Redaktionsleiter Hans Kirchberger hat mich vor 15 Jahren sogar als "Mister SZ von Moosburg" bezeichnet.

Gelegentlich auch Lob und Anerkennung

Wie waren diese 40 Jahre? Am Anfang stand das Zeilenpapier: Jede gute Idee, aus der ein Artikel werden sollte, wurde per Reiseschreibmaschine auf dieses Papier gebracht. Tippfehler wurden mit Flüssig-Tipp-Ex beseitigt, war die gedankliche Fehlleistung allzu groß, landete das Blatt Zeilenpapier fluchend im Papierkorb. Eine IBM-Kugelkopfschreibmaschine war die nächste Stufe der Technisierung, das Problem mit dem Zeilenpapier beseitigte sie nicht.

Dann kam die Revolution mit dem Schneider-Joyce, auch als solche angekündigt. Der erste Heimcomputer für Textverarbeitung, mit dem gesamten Betriebssystem auf einer 3-Zoll-Diskette und giftig grüner Schrift am Bildschirm. Wenigstens war das Tipp-Ex weg. Als Freizeit-Journalist wurde alles zu Hause geschrieben, die Texte gingen per Post an die Redaktion. Das Fotografieren gehörte mit zum Job, und so wurde zunächst im Keller und später im Zweit-Bad ein Fotolabor eingerichtet. Alles ging analog, sprich mit Negativfilm und Dunkelkammer. Das entwickelte Bild musste per Auto in die Redaktion geschafft werden, wo ein Rentner wartete, um rechtzeitig mit der S-Bahn und dem Bild in München anzukommen. Doch die Technisierung schritt fort, das Zeilenpapier konnte bald gefaxt werden, später richtete eigens ein Spezialist der Zentrale am DOS-Rechner eine Übertragungsmöglichkeit für Fotos ein.

Tempi passati: heute geht alles mit Internet und E-Mail. Die Speicherkarte aus der Digitalkamera geht per USB und über Fotoshop hinaus in die Welt. Die für tausende Mark gekauften Fotoapparate sind heute selbst am Flohmarkt ohne Wert. Die Welt habe ich in diesen 40 Jahren nicht verbessert, aber Spaß hat es gemacht.

© SZ vom 06.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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