Sushi-Kochkurs:Maki mit Macken

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Wir basteln uns ein Fischröllchen: Erfahrungen bei einem Kochkurs.

Astrid Becker

Reis an meinen Fingern, in meinen Haaren, an meinem Pullover. Einfach überall. Ob ich dieses klebrige Zeug jemals wieder loswerde? Der Chefkoch des Sushi Duke und mein Kochlehrer an diesem Tag, Toshio Kobatake, blickt auf meine Hände und lächelt nachsichtig.

Was bleibt mir anderes übrig als mein Haupt demütig zu senken und mich wieder ganz auf das zu konzentrieren, was vor einer Stunde noch Reiskörner waren. Sie, mittlerweile gekocht und mit Essig zu einem Brei verschmolzen, sollen sich nun innerhalb kürzester Zeit in Sushi verwandeln. Und zwar nach Wunsch meines Lehrmeisters zuerst einmal in so eines, bei dem ein Stück rohen Fisches säuberlich auf einen Reishaufen drapiert wird, ein Nigiri-Sushi.

Kobatake nennt keine Maßeinheit für die Größe des Reishaufens. Als die zwanzig Schüler seines Kochkurses ratlos blicken, erbarmt sich der Meister: "Für Deutsche: 15 Gramm", sagt er. Völlig in mir ruhend forme ich also ein kleines Reisnockerl und umhülle es mit dem Thunfischstück, an das sich vorher meine linke Hand geklammert hat.

Dann wende ich meine ganze Kraft auf, um beides mit den Fingern in eine Form zu quetschen, die zumindest ansatzweise einem Sushi ähnelt. Zugegeben: Auf das Ergebnis bin ich stolz.

Voila! Die Seetang-Roulade

Aber nur ich. Kobatake zieht beim Anblick meines Nigiri-Sushi die Augenbrauen leicht nach oben und geht schnell zum nächsten Gang über: Maki- Sushi. Das sind die Dinger, die ich bisher nur unter dem Namen Roll-Sushi kannte. Meine Augen weiten sich vor Entsetzen, als mir klar wird, dass ich es bin, die aus einem Reisknödel (ich korrigiere: drei Nigiri), einem glänzend dunkelgrünen Seetangblättchen, einer Salatgurke und dem giftgrünen Wasabi-Meerrettich eine Köstlichkeit zaubern soll.

Mühselig streiche ich den Reis auf dem Seetangblatt glatt, drücke die Gurke auf einen Wasabi-Streifen und rolle das Ganze mit Hilfe einer kleinen Bambusmatte zusammen. Und dann, welch' Wunder, liegt sie da, eine schlanke, etwas viereckige, dunkelgrüne Seetang-Roulade! In Gedanken sehe ich mich schon als berühmte Sushimeisterin mit eigenem Restaurant in Tokio.

Ein Traum, aus dem ich erwache, als es darum geht, ein Te-Maki-Sushi zu basteln, eine handgerollte schultütenförmige Fischspezialität. Ich rolle und rolle und rolle. So lange, bis mir Reis, Mayonnaise, Lachs und Avocado auf die Hose kippen. Ich ignoriere die Flecken und versuche es noch einmal. Das Ergebnis ähnelt eher einer Wurst als einem Sushi. Aber es schmeckt. Köstlich sogar.

Und irgendwann versteht man die Lektion: Es dauert nicht lange, bis einem Laien ein genießbares Fisch-Reis-Etwas gelingt, aber Sushimeister? Die fallen nicht in zweieinhalb Stunden vom Himmel. Sie müssen üben, üben, üben. Bei meinem Geschick wird das wohl dauern. Etwa 120 Jahre.

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