Studenten billigen Kompromiss:Semesterticket wird teurer

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Die Preissteigerung um 15,4 Prozent gilt zunächst für das kommende Wintersemester

Von Thomas Anlauf

Nach wochenlangen Verhandlungen gibt es eine Einigung für das Semesterticket. Am Donnerstagabend billigten alle drei studentischen Parlamente den von der Stadtspitze vorgeschlagenen Kompromiss, das Gesamtpaket von Solidarbeitrag und Semester-Isarcard um 15,4 Prozent anzuheben. Die Preissteigerung liegt damit sogar noch über der Forderung des Münchner Verkehrs- und Tarifverbunds MVV, der 15 Prozent mehr vorgeschlagen hatte. Die Münchner Verkehrsgesellschaft MVG wollte nach SZ-Informationen einen Aufschlag von 20 Prozent auf den derzeitigen Preis des Semestertickets, die Studenten wollten maximal 5,3 Prozent.

Der Kompromiss kam dennoch zustande, weil sich der Solidarbeitrag, den alle 110 000 Studenten zahlen müssen und dafür an Wochentagen zwischen 18 und 6 Uhr sowie an Wochenenden ganztägig alle öffentlichen Verkehrsmittel im MVV-Gebiet nutzen können, lediglich um vier Prozent auf 65 Euro pro Semester erhöht. Die "Isarcard Semester" kostet dafür statt 157,60 Euro künftig 189 Euro.

Der neue Tarif, dem der Konvent der Fachschaften der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU), der Fachschaftenrat der Technischen Universität (TU) und das Studentische Parlament der Hochschule München (HM) zugestimmt hatten, gilt für das kommende Wintersemester, da sich die Verkehrsunternehmen S-Bahn München, MVG, Bayerische Oberlandbahn (BOB) sowie MVV und die Studentenvertretungen nicht auf ein längerfristiges Konzept einigen konnten. "Diese außerordentliche Preissteigerung wird nur für ein Semester auf Basis eines Gremienbeschlusses geduldet und soll im Sommersemester 2016 durch eine Urabstimmung unter den Studierenden legitimiert werden", teilt Nora Pohle, Vertreterin der Studierenden im Senat der TU München, mit.

Die Preissteigerung für das Semesterticket sei jedoch an Bedingungen geknüpft. So sollen die Verkehrsunternehmen und der MVV die Marktforschungsstudie offenlegen, auf deren Grundlage die Tarifanhebung zustande gekommen ist. Bislang haben die Studenten keinen Einblick in die einjährige Studie erhalten, in der auch eine Umfrage unter Studenten enthalten ist. Den Verhandlungspartnern setzen die Studentenvertreter ein Ultimatum: Bis 20. Mai wollen sie ein langfristiges Angebot für das Semesterticket auf dem Tisch haben. Liegt bis dahin kein Angebot für eine dauerhafte Lösung vor, wird ein etwaiges späteres Angebot "ohne weitere Verhandlungen und Abstimmungen abgelehnt", teilen die Studentenvertreter mit. Seit seiner Einführung im Wintersemester 2013/2014 läuft das Modell im Probebetrieb.

Dem Beschluss der Studentenparlamente müssen noch das Studentenwerk, der Stadtrat, die Gremien der Verkehrsunternehmen und der Freistaat zustimmen. "Wir schlucken natürlich schon angesichts der hohen Preissteigerung, aber sind auch froh, dass das Semesterticket bleibt", sagt Pohle. "Ohne eine Vermittlung der Stadt München stünden wir vor dem Aus." Auch für den Vorstand des Studentischen Parlaments der HM, Constantin Pittruff, hat der Kompromiss einen Beigeschmack. "Eine weitere drastische Erhöhung für die langfristige Fortführung ab Sommer 2017 ist für uns nicht vertretbar." Alexander Blaut, Mobilitätsreferent der Studierendenvertretung der LMU, kritisiert die Argumentation der MVG, wonach wegen der zahlreichen Studenten, die das Semesterticket nutzen, eine Taktverstärkung nötig geworden sei. "Wir verbitten uns, die Studierenden als Schmarotzer auf Kosten anderer Fahrgäste oder des Steuerzahlers hinzustellen."

© SZ vom 02.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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