Strenge Kontrollen:"Ein bisschen Magengrummeln"

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Erstes Heimspiel des FC Bayern nach den Terrorattacken von Paris

Von   Alexander Mühlbach

Als am Dienstagabend in der Ferne die rote Fassade aufleuchtet, lehnt sich ein Mann mit seinem Kopf gegen das U-Bahn-Fenster und sagt: "Sieht schon jedes Mal wieder fantastisch aus, oder?" Im Sog der Fröttmaninger Arena sieht der Fan des FC Bayern für einen Moment unbekümmert aus, fast glücklich. Ganz anders als ein paar Minuten zuvor noch, als er den Kopf schüttelte und die Hände zu Fäusten ballte. "Ein bisschen Magengrummeln habe ich heute Abend ja schon", erklärt er, bevor er sich seiner Freundin zuwendet. "Aber wenn doch etwas Schlimmes passiert, wären wir wenigstens zu zweit."

Es hat sich etwas verändert. Elf Tage nach den Terrorattacken von Paris, sieben Tage nach der Länderspielabsage und nur einen Tag, nachdem die US-Regierung ihre Bürger angewiesen hat, größere Menschenmengen zu vermeiden. Die Fans sorgen sich nicht mehr nur um Ergebnisse, sondern auch um ihre Sicherheit. Aber was will man machen, wenn der FC Bayern in der Champions League gegen Olympiakos Piräus spielt? Das Leben geht ja weiter. "Ich werde mich doch jetzt nicht einfach zu Hause einsperren", sagt Sophie Snaby vor dem Stadion. Drinnen wird Bier getrunken, Fangesänge werden angestimmt, die Partie ist ausverkauft. Alles wie immer. Nur draußen, bei den Stadiontoren ist dieses Mal alles anders.

Dort wird jeder Zuschauer von Sicherheitspersonal sorgfältiger als sonst überprüft: Jacke aufmachen, Mützen abziehen, Taschen komplett öffnen. Nicht nur wegen Paris. Sondern auch, weil am Wochenende 196 Bayern-Fans in Gelsenkirchen wegen einer Schlägerei festgenommen wurden und weil Olympiakos-Fans in Athen an einem Spielabbruch beteiligt waren. Schon zuvor hatte die Polizei in sozialen Netzwerken dazu aufgerufen, früher anzureisen und Rucksäcke möglichst zu Hause zu lassen, damit die Kontrollen zügiger von statten gehen. "Aber wenn die Kontrolle nur ein paar Sekunden länger pro Kopf dauert und dadurch womöglich Menschenleben rettet, geht das doch völlig in Ordnung", sagt Benjamin Frees, der das ähnlich sieht wie viele andere Fans. Keiner beschwert sich, es wird ein insgesamt friedlicher Fußballabend. Was auch Bayern Kapitän Philipp Lahm auf dem Platz feststellte: "Bei unserem ersten Spiel nach Paris hatte ich persönlich ein mulmiges Gefühl. Heute ist es aber schon wieder ein bisschen anders gewesen."

© SZ vom 26.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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