Streik auf dem Münchner Flughafen:"Die Stimmung ist gut!"

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Eigentlich stehen auf dem Münchner Flughafen alle Zeichen auf Streik. Doch es geht unerwartet ruhig zu - noch zumindest.

Lara Doktor

Montag, 7 Uhr am Münchner Flughafen. Viele müde Gesichter, gähnende Münder unter den Reisenden - es scheint wie ein ganz normaler Tag in der Check-In-Halle vom Terminal Zwei des Flughafens. Doch nicht alles ist so wie immer. Ungewöhnlich viele Journalisten mit Mikrophonen in den Händen und großen Kameras über die Schultern gehängt umringen die Reisenden.

Streik auf dem Münchner Flughafen
:"Die Stimmung ist gut!"

Eigentlich stehen auf dem Münchner Flughafen alle Zeichen auf Streik. Doch es geht unerwartet ruhig zu - noch zumindest.

Lara Doktor

Denn eigentlich stehen auf dem Münchner Flughafen alle Zeichen auf Streik. Ein Blick auf die Anzeigetafel verrät, dass bisher drei Flüge annuliert wurden. Laut Aussage von Andreas Gottschalk, Pressesprecher von Lufthansa, stehen diese Ausfälle aber nicht im Zusammenhang mit dem Streik und seien schon im Vorfeld gestrichen worden. Er betont, dass der Streik bisher keine Auswirkungen auf den Flugverkehr in München hat. Denn sowohl die Lufthansa als auch die Fluggäste der Lufthansa haben sich auf den Streik eingestellt.

Sina Wegner, 22 Jahre alt, gehört zum Infopersonal in der Check-In-Halle. Sie hatte sich nach den Streikwarnungen auf das Schlimmste eingestellt und ist überrascht, dass es so ruhig ist am Flughafen: "Da war der Pilotenstreik letzte Woche schlimmer!" Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Denn die laut Verdi 200 bis 250 Streikenden von Lufthansa arbeiten vor allem in der Technik. Dort streiken laut Verdi 100 Prozent der Arbeiter, einem besonders wunden Punkt der Fluggesellschaft, im Bereich Boarding und Check-In streiken schätzungsweise 20 Prozent.

Deswegen rechnet Verdi-Bayern-Pressesprecher Hans Sterr erst im Laufe des Tages und der kommenden Tage mit Komplikationen auf dem Münchner Flughafen. Außerdem habe Lufthansa auf den Streik eingestellt und setze zum Beispiel im Bereich Boarding und Check-In Ersatzkräfte ein.

Die Zwillingsschwestern Stefanie und Manuela Hiltmair und ihre Freundinnen Christina Lobe und Anna-Maria Bayer wollen nach Frankfurt fliegen und von dort aus umsteigen. Sie haben wie fast alle Fluggäste in den letzten Tagen die Nachrichten rund um den Streik mitverfolgt und sind deshalb extra früh zum Flughafen gekommen.

Sie sind sogar so früh gekommen, dass sie vorsorglich auf eine frühere Maschine am Ticketschalter umgebucht haben, falls ihr eigentlicher Flug annuliert werden sollte. "Wir sind auf Nummer sicher gegangen", meint Stefanie Hiltmair. "Ich kann schon verstehen, dass gestreikt wird, aber zur Hauptreisezeit ist das schon ärgerlich!"

Ihre Freundin Christina Lobe ist da schon kritischer: "Die Angestellten haben doch schon ein gutes Angebot bekommen, deswegen kann ich das jetzt nicht verstehen. Wenn man das jetzt einmal vergleicht mit anderen Firmen, die sind doch schon froh über eine paar Prozent Lohnerhöhung." Gegen das Angebot der angeblich 7,7 Prozent Lohnerhöhung wehrt sich aber Streikleiter Frank Riegler von Verdi-Bayern. Er meint, das diese Erhöhung bei einer Laufzeit von 18 Monaten gerade einmal einer effektiven Lohnerhöhung von 3,8 Prozent entspräche.

Entspannt und gut gelaunt sitzt der 26-jährige Andreas Steinberger auf den Stühlen in der Check-In Halle und wartet auf seinen Abflug nach Düsseldorf. Auch er ist besonders früh zum Flughafen gekommen und hat sich auch für den Notfall eine Zugverbindung herausgesucht. Er findet den Streik gerechtfertigt. "Streik ist ein Werkzeug um sich gegen die schlechten Löhne zu wehren", sagt er. Ein anderer Reisender, der 69-jährige Manfred Keupp, ist "wahnsinnig verärgert". Er findet aber, dass es nicht zu einem Streik hätte kommen dürfen. "Es gibt auch andere Mittel als Streik", meint er.

Verdi hatte vergangene Woche mit 90,7 Prozent bei der Urabstimmung beschlossen, in dem Bereich Kabine, Technik, Catering, Cargo, Passage und Systems zu streiken. Der Streik hat in der Nacht von Sonntag auf Montag begonnen. Ob es allerdings im Laufe des Tages noch zu Komplikationen kommt, kann Lufthansa-Pressesprecher Gottschalk nicht voraussagen. Er appelliert an die Fluggäste, sich über Medien oder die Lufthansaflüge zu informieren. Streikleiter Frank Riegler will den Streik fortsetzen. Er lobt die Atmosphäre unter den Streikenden: "Die Stimmung ist gut!"

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