Strafe für versuchten Mord:Enttäuschter Freier muss ins Gefängnis

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Er wollte echte Gefühle, sie nur sein Geld: Ein 71 Jahre alter Mann verliebt sich in eine Gelegenheitsprostituierte. Als er völlig pleite ist und einsieht, dass sie nichts für ihn empfindet, will er die Frau umbringen. Jetzt ist der enttäuschte Mann zu neuneinhalb Jahren Gefängnis verurteilt worden.

Christian Rost

Der Rentner war auf Liebe aus, die 30 Jahre jüngere Frau wollte sein Geld. Sieben Jahre lang hoffte der heute 71-jährige Hanns Dieter B., dass die Gelegenheitsprostituierte Elmira D. doch noch echte Gefühle für ihn entwickeln würde. Die Frau behandelte ihn jedoch weiter als Kunden: Wenn B. nicht zahlen konnte, wies sie ihn zurück. Am 19. Juli 2011 hatte sich bei ihm ein Übermaß an Enttäuschung und Wut angestaut - und in einer Messerattacke auf die Frau in deren Bogenhauser Wohnung entladen. Das Münchner Schwurgericht verurteilte B. am Freitag wegen versuchten Mordes zu neuneinhalb Jahren Haft.

Während der Vorsitzende Michael Höhne mehr als eine Stunde lang den Fall zusammenfasste, hörte Hanns Dieter B. aufmerksam zu. Dem Mann mit dem lichten weißen Haar musste es im Rückblick selbst unglaublich erscheinen, wie er sich das Leben ruiniert hat. Im Jahr 2004 war er nach zwei gescheiterten Ehen von Bayern nach Tirol gezogen und fühlte sich dort einsam.

Er suchte Kontakt zu deutlich jüngeren Frauen, um, so Höhne, sein "noch ausgeprägtes sexuelles Verlangen" zu stillen. Ohne Erfolg. Trotz eines privaten Schuldenbergs meldete sich der damals noch als Monteur arbeitende B. auf eine Kontaktanzeige: "Dame, 36, sucht gut situierten Ihn". Elvira D., die aus Kasachstan stammt und in München wohnt, verkehrte mit mehreren Männern und erwartete als Gegenleistung Geldgeschenke.

Beide logen sich an

B. erhoffte sich nach einem Treffen im Hotel mit der attraktiven Frau mehr. Er verliebte sich in sie und zahlte ihr unter der Bedingung, sich nicht mehr mit anderen Männern zu verabreden, 1500 bis 2000 Euro monatlich. Elvira D. hielt sich nicht an die Abmachung, und auch B. log, als er ihr vorgaukelte, er könne sich diese Art Beziehung leisten. Um die Prostituierte halten zu können, betrog er Bekannte und Geschäftspartner um Geld.

Im Sommer 2011 hatte B. alle Quellen ausgereizt. Er war wegen Betrugs sogar im Gefängnis. Nur noch mit falschen Versprechungen gelang es ihm, die Aufmerksamkeit von Elvira D. zu erlangen. Doch die hatte langsam genug von ihm: "Fuck you", schrieb sie ihm per SMS. Trotzdem kam es zu einem letzten Treffen in ihrer Wohnung. Er hatte ihr weitere 12.000 Euro und ein "Geschenk" versprochen. Stattdessen brachte er ein Messer mit, mit dem er 15 Mal auf die Frau einstach. Dabei sagte er: "Da hast du dein Geschenk!" Sie überlebte die heimtückische Tat schwer verletzt.

Das Urteil fiel deutlich milder aus als die von der Anklage geforderten 14 Jahre Haft. Das Gericht rechnete beim Strafmaß das hohe Alter Bs. und sein echtes, voll umfängliches Geständnis an.

© SZ vom 06.10.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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