Stoiber-Double über Stoiber:"Er opfert sich auf'"

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Hier spricht die Fälschung über das Original: Ein Interview mit Stoiber-Imitator Michael Lerchenberg. Die wichtigste aller Fragen: Gibt es schon ein Double für die "schöne Landrätin"?

Christian Mayer

Es ist ein schweres Los, bayerischer Ministerpräsident zu sein. Noch schwerer als Edmund Stoiber, der den Wunsch geäußert hat, bis 2013 im Amt bleiben zu dürfen, hat es wohl nur noch Michael Lerchenberg:

Er ist der Mann, der auf dem Nockherberg den Stoiber gibt. In diesen Tagen schaut Lerchenberg genau hin, wenn sein Ebenbild auftritt. Schließlich muss er am 8. März beim Starkbieranstich wieder in die Rolle des Regenten schlüpfen.

SZ: Gratulation, Herr Lerchenberg. Sie haben einen sicheren Job bis 2013.

Lerchenberg: (lacht) Ja, das ist so eine Art Leibrente. Anscheinend sind die bayerischen Ministerpräsidenten wie die Päpste auf Lebenszeit im Amt.

SZ: Was haben Sie gedacht, als Stoiber andeutete, so lange weitermachen zu wollen?

Lerchenberg: Es hat mich nicht überrascht. Er ist ein Kämpfer, und das ganze Drama hat ihn erst recht angestachelt. Abgesehen davon: Wo ist die Alternative?

Im Prinzip ist Stoiber auch ein Opfer seiner eigenen Personalpolitik - es ist halt nicht wirklich was nachgewachsen in der CSU. Beckstein? Den wollen nur die Franken. Huber? Den wollen nur die Niederbayern. Söder? Den will überhaupt niemand.

SZ: Was ist mit dem CSU-Fraktionschef Joachim Herrmann, der immerhin in den "Tagesthemen'' auftritt?

Lerchenberg: Ja, aber der hält sich nur selbst für geeignet. Es gibt eben keinen wirklichen Gegenkandidaten. Insofern kann man Stoibers Bereitschaft so sehen: Er opfert sich auf. . .

SZ: . . . und Sie opfern sich mit ihm.

Lerchenberg: Selbstverständlich.

SZ: Sind Sie nicht erschrocken, dass Sie nun für so viele Jahre auf die Rolle abonniert sein könnten?

Lerchenberg: Nun, meine Rolle fülle ich ja schon sehr lange aus - man diskutiert jetzt nur über den Ministerpräsidenten Stoiber, aber ich kenne den ganzen Stoiber. Ich war schon der Staatssekretär und der Innenminister, und wenn es bis 2013 weitergeht, dann habe ich das drei Jahrzehnte gemacht.

SZ: Wie haben Sie denn den jüngsten Machtkampf in der CSU verfolgt?

Lerchenberg: Es hat mich verblüfft, dass erst mal gar nichts passiert ist, als die Fürther Landrätin Gabriele Pauli ihren Anti-Stoiber-Aufruf im Internet veröffentlichte.

Nach den Verdächtigungen um die Ausspitzelung ihres Privatlebens hat sich die Sache dann zu einem Konflikt zwischen Altbayern und Franken entwickelt; die Chance zum Gespräch wurde verpasst. Stoibers großer Fehler war es, zu Frau Pauli zu sagen: Sie sind nicht wichtig.

SZ: Was derzeit in der Partei passiert, lässt sich kabarettistisch kaum noch überbieten.

Lerchenberg: Ja, das ist Realsatire, das kann sich keiner ausdenken. Manchmal möchte man Mäuschen sein, wenn die CSU-Landesleitung in der Lazarettstraße tagt - schöner Name übrigens, Lazarettstraße.

Man sollte die Sitzungen verlegen: auf die Bühne am Nockherberg. Das hätte einen hohen Unterhaltungswert, so wie ein Königsdrama von Shakespeare.

SZ: Hat denn die Regisseurin Eva Demmelhuber vom Nockherberg-Singspiel schon ein Casting für die Rolle der schönen Landgräfin veranstaltet?

Lerchenberg: Ich kenne noch keine Interna, aber ich glaube sagen zu können: Frau Pauli - äh - ist nicht wichtig genug. . .

SZ: Muss sich Edmund Stoiber in diesem Jahr auf einen Satire-Tiefschlag am Nockherberg einstellen?

Lerchenberg: Er weiß doch, was ihn erwartet, und dass die Geschichte nicht spurlos an ihm vorübergeht. Und er hat Nehmerqualitäten, er ist stolz auf den Nockherberg. Im Prinzip nimmt er die Watschen immer stolz und aufrecht entgegen.

© SZ vom 11.1.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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