Stimmen zum Tod von Hugo Strasser:"Ein großer Mensch"

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"Für mich war der Hugo fast wie ein zweiter Vater", sagt der Jazzpianist Max Greger junior über den am Donnerstag verstorbenen Strasser. (Foto: Claus Schunk)

Wegbegleiter erinnern sich an den legendären Musiker

Werner Steer, Intendant des Deutschen Theaters: Er hinterlässt eine Lücke. Licht aus, Spot an, und der Hugo hat Klarinette gespielt, das war immer ein absolutes Highlight im Deutschen Theater. Wir wissen gerade gar nicht, wie es ohne ihn weitergesehen soll. Wenn er kam, war die Bude voll. Die Leute haben ihn geliebt. Er ist ja im Deutschen Theater groß geworden. Als der damalige Direktor Paul Wolz ihn 1955 einlud, hat er gleich 55 Bälle in der ersten Faschingssaison gespielt. Insgesamt kamen gut 1000 Bälle mit ihm zusammen. Als ich 1982 hier anfing, habe ich noch sein Bühnenzeug aufgebaut. Obwohl ich nur Aushilfe war, hat er einen als gleichwertigen Menschen behandelt. Ein supernetter Kerl. Ein großer Mensch. Heuer musste er zum ersten Mal im Rollstuhl spielen. Er hat ja nie viel geredet. Aber diesmal sagte er: "Ich kann nicht mehr stehen, ich kann nicht mehr gehen, aber ich kann noch Klarinette spielen." Da war es mucksmäuschenstill im Saal. Er hat hier einen Platz auf ewig.

Wolfgang Roucka, Fotograf und Galerist: Mit großer Trauer vernehme ich das Ableben von meinem Schwabing-Freund Hugo Strasser. Die Luft der Alt-Schwabinger wird immer dünner. Hugo Strasser aus der Haimhauserstraße hat uns verlassen. Nach dem Tod unserer Schwabinger Gisela vor zwei Jahren, deren sagenumwobene "Schwabinger Gisela Laterne" durch meine Initiative auf dem neu gestalteten Wedekindplatz erstrahlt, wollte ich meinen Freund Hugo am 7. Mai 2016 beim "Schwabinger Bürgerfest" mit Kulturprogramm und Lampionzug dabei haben. Schwabing leuchtet nun auch in Erinnerung an Hugo Strasser.

Ado Schlier, Radiojournalist: Er war wunderbar, ich hatte nur schöne Erlebnisse mit Hugo Strasser. Als ich 1953 in einem Münchner Musikladen volontierte, kam er herein und kaufte Blätter für die Klarinette. Er fragte, ob ich die LP von Benny Goodmans Konzert in der Carnegie Hall besorgen könnte. Wir hatten sie da, und so hörten wir sie zusammen und hatten viel Spaß. Später waren wir auch beruflich verbunden, haben Teenager-Revuen gemacht, eine Hommage an Ludwig II. im Cuvilliéstheater und eine Single für ein Mädchen aus Ostdeutschland, das ich in Prag kennen gelernt hatte: "Jeder geht einmal den Weg in das Glück." Das letzte Mal habe ich ihn bei den Hofer Jazztagen gesehen. Ich fragte ihn, ob er ans Sterben denkt. Er sagte: "Schon, aber ich habe eigentlich keine Zeit dafür."

Max Greger jr., Jazzpianist: Für mich war der Hugo fast wie ein zweiter Vater. Und in den vergangenen 15 Jahren habe ich ja ständig mit ihm und meinem Vater gespielt. Im vergangenen Juli sind wir noch alle im Brunnenhof der Residenz aufgetreten. Als mein Vater dann ins Krankenhaus musste, von wo er nicht mehr heimgekommen ist, sprang der Hugo für seinen Freund ein. Noch im Dezember waren wir mit "Swinging Christmas" unterwegs, da hat er selbst im Rollstuhl fehlerfrei gespielt. Ich habe ihn bis gestern im Krankenhaus und zu Hause besucht, und wir haben wie immer rumgeflachst. Der Hugo hat ja seinen Humor nie verloren. Auf Tour habe ich ihn und den Max immer gefahren, das war immer sehr lustig. Der Hugo war mit Leib und Seele ein Vollblutmusiker, es ist ein großes Glück, dass er bis zuletzt arbeiten konnte. Es war wahrlich ein erfolgreiches Leben. Aber es ist schon hart, dass jetzt so kurz aufeinander die große Bandleader-Generation der ersten Stunde stirbt. Vor drei Wochen auch noch der Delle Haensch. Da stirbt eine ganze Ära.

Matthias Matuschik, Bayern-3-DJ: Der Typ ist eine Legende. Ich war etwas neidisch auf ihn, weil er in der BR-Tiefgarage bis zum Schluss einen eigenen Parkplatz hatte. Dann hast du's geschafft! Ich bin auf ihn etwa 1999 bei der Umbaupause eines Konzertes gestoßen, da lief dieses Ding: Alter, das kennst du doch aus der Ritter-Sport-Werbung. Es war Hugo Strassers "So What's New". Seitdem spiele ich das als Unterlegmusik in meiner Show. Wir bekommen jeden Monat Tausende Anfragen, was das für ein geiles Stück ist. Viele haben das jetzt als Klingelton, wie ich. Auf den Funkbällen im BR hat er mal zu mir gesagt: "Du glaubst gar nicht, wie viel ich noch durch dich verdiene." Als MC Matuschke habe ich das Stück noch einmal mit ihm und den Bananafishbones aufgenommen. Fürs Cover haben wir den Hugo an einen Marterpfahl gebunden, der hat wirklich jede Gaudi mitgemacht. Der Hugo hat den Rock'n'Roll-Traum, auf der Bühne Tod umzufallen, wirklich gelebt. Dafür müssen die Stones noch 20 Jahre spielen.

Florian Rein, Schlagzeuger der Bananafishbones: Hugo Strasser war eines meiner großen Vorbilder, so wie er für die Musik gelebt hat. Kennengelernt habe ich ihn bei einem Ball im Deutschen Theater. Wenn ich mit meiner Jazz-Band Pause hatte, habe ich ihn von der Seite aus beobachtet und über seine Professionalität gestaunt. Als er den Schwabinger Kunstpreis bekam, durfte ich die Laudatio halten und musste erst erklären, wie ich zu der Ehre kam. Der Hugo hat sich das gewünscht, weil wir, die Bananafishbones, mit ihm und Matthias Matuschik seine Single "So What's New" neu aufgenommen hatten. Zu Hugos 80. Geburtstag sollte ich ihm die Torte überreichen. Hinter der Bühne hat er zu mir gesagt: "Jetzt wird's schon ein bisserl zach, da zwickt's und da zwickt's. Aber ein bisserl werde ich noch weitermachen." Es sind noch 13 Jahre geworden. Unglaublich.

Joe Kienemann, Jazzpianist und ehemaliger "Mr. Jazz" des Bayerischen Rundfunks: Hugo war für mich immer eine unglaublich positive Figur. Er war nicht nur ein ganz großer Musiker mit einem großartigen Klarinettenton, sondern ein wirklich sympathischer, immer Freude ausstrahlender Kollege. Dass erste Mal mit ihm zusammen gespielt habe ich erst vor ein, zwei Jahren. Ich glaube in Grünwald bin ich mit den Munich Swing Stars aufgetreten, und der Hugo ist eingestiegen. Natürlich hat er geswingt wie der Teufel, das war eben immer sein Ding. Das war eine wunderbare Jam Session.

Monika Rösch, Tanzlehrerin und Ball-Veranstalterin: Wir hatten das Glück und die Ehre, die letzten 13 Jahre und so auch noch am 23. Januar mit Hugo Strasser und seinem Orchester die Ballnacht im Deutschen Theater erleben zu dürfen. Unsere Gäste, aber auch Tänzer weltweit bezeichnen ihn zusammen mit seiner Band zu Recht als "bestes Tanzorchester der Welt". Wenn Hugo Strasser mit seiner Klarinette Langsamen Walzer, Slowfox oder Rumba spielte, schwebte man übers Parkett. Es gibt nicht wenige Paare, die sich zu seiner Musik beim Tanzen kennengelernt und verliebt haben. Schon bei den ersten Tönen war klar, das ist der "Klarinetten-Hugo". Über 60 Jahre begleitete er unzählige Tanzturniere und Galabälle, 30 Jahre lang erstellte er die Tanzplatte des Jahres, in allen Tanzschulen lernte man zu seiner Musik das Tanzen. Wir werden den Grandseigneur der Tanzmusik mit seinem Charme, seinem Humor und seinem unvergesslichen Klang sehr vermissen.

© SZ vom 19.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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