Stickstoffdioxid-Belastung:20 neue Luft-Messstellen

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Die Stadt legt eine Liste von Straßen vor, an denen sie künftig die Belastung mit Stickstoffdioxid ermitteln will

Von Dominik Hutter

Modellberechnungen gibt es bereits - jetzt will die Stadt mit echten Messungen ermitteln, wie sehr die Luft mit Stickstoffdioxid belastet ist. Seit dem Stadtratsbeschluss im Juli, bei dem sich die Politiker für 20 Messstellen zusätzlich zu den bestehenden fünf Stationen des Landesamts für Umwelt entschieden hatten, hat das städtische Umweltreferat die Aufstellung der sogenannten Passivsammler ausgeschrieben und eine Liste mit Standorten erstellt. Das Papier wird an diesem Dienstag im Umweltausschuss offiziell bekanntgegeben. "Mir war wichtig, die Wirksamkeit der jetzt diskutierten Maßnahmen mit eigenen Messstationen zu überprüfen", sagt Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD). Es gehe um ein möglichst reales Abbild der Luftqualität in München.

Bislang allerdings ist noch unklar, wie Stadt und Freistaat der vor allem von Dieselmotoren stammenden Stickstoffdioxid-belastung Herr werden wollen. In den Augen der Grünen können die neuen Messpunkte daher nur ein erster Schritt sein. "Es geht nicht nur um eine Diagnose, sondern um die Therapie", mahnt Fraktionschef Florian Roth, der die bestehende Umweltzone mit verschärften Fahrverboten für Dieselautos ergänzen will. Da sich der Freistaat offenbar weigere, müsse wenigstens die Kommune in Vorleistung treten, um ein Konzept in der Tasche zu haben, wenn im Frühjahr das Bundesverwaltungsgericht über die Rechtmäßigkeit von Diesel-Fahrverboten urteilt. Dies hatte auch der Bayerische Verwaltungsgerichtshof im Februar gefordert, als die Deutsche Umwelthilfe zum wiederholten Male die Einhaltung der EU-Grenzwerte angemahnt hatte. In den bisherigen Entwürfen für eine Fortschreibung des Münchner Luftreinhalteplans sind jedoch keine Fahrverbote enthalten, weil der Freistaat eine solche Maßnahme für unverhältnismäßig hält.

Die kommunalen Messstellen sollen gleichmäßig über die Stadt verteilt werden und die Belastung der Anwohner möglichst genau widerspiegeln. Bevorzugt werden sie daher an Straßen mit direkter Randbebauung montiert. Neben typischen Straßenschluchten wird aber auch an einseitig bebauten Straßen und in reinen Wohngebieten gemessen. Neben den 20 vom Stadtrat beschlossenen Punkten wird, um die Ergebnisse zuverlässiger zu machen, ein weiterer Passivsammler an der Lothstraße angebracht. Die dort ermittelten Werte werden mit denen aus dem benachbarten, technisch aufwendigeren Messcontainer des Landesamts verglichen.

Aktuell besichtigen Experten des Umweltreferats zusammen mit der beauftragten Firma die Standorte - auf Höhe welcher Hausnummern das kleine Röhrchen befestigt wird, hängt von der Situation vor Ort ab. Die Passivsammler sollen am 1. Januar ihren Betrieb aufnehmen. Sie sind wesentlich kleiner und einfacher konstruiert als die bestehenden fünf Messstellen des Landesamts (unter anderem die berühmt-berüchtigte Landshuter Allee), an denen neben Stickstoffdioxid auch Feinstaub und weitere Schadstoffe erfasst werden.

Die neuen Messpunkte sollen zunächst fünf Jahre lang Daten liefern, die das Umweltreferat auch in Form von Zwischenergebnissen auf seinen Internetseiten veröffentlichen will. Behördenchefin Stephanie Jacobs verspricht Transparenz. Dennoch steht vor allem das Ergebnis nach einem kompletten Jahr Messdauer im Vordergrund. Denn in München ist nicht die kurzfristige Belastung, sondern der Jahresmittelwert das Problem. Das entsprechende Limit liegt bei 40 Mikrogramm und wird an mehreren Stellen weit überschritten.

© SZ vom 05.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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