Stellenabbau in München:Eon-Mitarbeiter bangen um ihre Jobs

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"Offenbar werden wir als Verwaltungsstandort angegriffen": Die Mitarbeiter des Energiekonzerns Eon kündigen harte Auseinandersetzungen um den Stellenabbau in München an.

Michael Tibudd

Die Mitarbeiter des Energiekonzerns Eon in München wollen um den Erhalt ihrer Arbeitsplätze kämpfen: "Wir werden alle Register ziehen, um unsere Jobs zu behalten", sagte der Vorsitzende des Betriebsrates von Eon Energie Roman Braun der SZ. Die Mitarbeitervertreter wollen bei der Stadt München ebenso vorstellig werden wie beim Freistaat Bayern. "Offenbar werden wir als Verwaltungsstandort von der Konzernspitze angegriffen", sagte Braun. Der Betriebsrat werde dagegen "alle rechtlichen Möglichkeiten ausschöpfen".

Dunkle Wolken über der Eon-Zentrale in Hannover. (Foto: dpa)

Am Mittwoch äußerte sich die in Düsseldorf sitzende Spitze des Eon-Konzerns erstmals zu den seit anderthalb Wochen kursierenden Gerüchten über bevorstehende Stellenstreichungen. Dabei bestätigte sie im Grunde nur genau diese Gerüchte und gab keine konkreten Hinweise zu geplanten Kürzungen. Es gebe "Vorüberlegungen", die weltweit bis zu 11 000 Arbeitsplätze betreffen, hieß es - schwerpunktmäßig werde man bei der Verwaltung sparen. "Wir sind ein reiner Verwaltungsstandort", sagt der Münchner Betriebsratschef Braun. Die 400 Arbeitsplätze seien also in Gefahr.

Einen Bedeutungsverlust hat der Standort München dabei in den vergangenen Jahren ohnehin schon erlebt. Bis Ende 2010 war die Eon Energie AG für das komplette Europageschäft verantwortlich, und auch Erzeugung, Verteilung und Vertrieb wurden von München aus gesteuert. Eigentlich hatten sich die Mitarbeiter darauf eingestellt, in Zukunft zumindest das Deutschland-Geschäft zu verantworten - aber das scheint nun wieder sehr fraglich.

Schon bisher wurden im Zuge der Umorganisation etwa 100 Arbeitsplätze von München in die Düsseldorfer Zentrale umgesiedelt. Diese Aussicht droht nun noch erheblich mehr Beschäftigten. Kündigungen stehen unmittelbar nicht zur Debatte. Auf Basis eines Sozialtarifvertrags sind betriebsbedingte Kündigungen bis Ende 2012 ausgeschlossen.

Das Wirtschaftsreferat der Stadt kündigte an, man wolle "umgehend auf Eon zugehen und sich für den Erhalt des Standorts München nachhaltig einsetzen." Auf allzu große Unterstützung aus der bayerischen Landespolitik brauchen die Beschäftigten dagegen nicht zu hoffen: "Die Straffung der Verwaltungsstrukturen ist eine unternehmerische Entscheidung, die wir respektieren müssen", sagt Wirtschaftsminister Martin Zeil (FDP), der mit der Konzernspitze bereits gesprochen hat.

Der Freistaat hält noch 1,44 Prozent der Aktien von Eon - in dem Konzern ging 2000 die bayerische Viag auf, an der das Land damals zu 25 Prozent beteiligt war. Bayern werde im operativen Geschäft ein Schwerpunkt der Aktivitäten bleiben, sagte Zeil - neben dem nun bedrohten Verwaltungsstandort München ist Eon Bayern mit Sitz in Regensburg als Netzbetreiber aktiv, und dieser Konzernteil soll von den Kürzungsplänen kaum betroffen sein.

Ein Rückzug von Eon aus München hätte aber nicht nur Folgen für die Mitarbeiter: Eon ist auch wichtiger Sponsor des hiesigen Kulturbetriebs. So half Eon dem Lenbachhaus in den vergangenen Jahren bei teuren Ausstellungen wie Franz Marc und Kandinsky, ebenso bei der aktuellen Mondrian-Schau. Auch das Volkstheater profitierte, Eon finanzierte das Nachwuchs-Festival "radikal jung" mit.

Aus der Konzernzentrale heißt es, dazu gebe es keinerlei Entscheidungen. Eine andere Münchner Institution dürfte einen möglichen Ausstieg von Eon eher verkraften können: Eon sponsert auch den Sport - als "Energiepartner" des reichen FC Bayern.

© SZ vom 11.08.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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